Position aus der punktum.betonbauteile 1/2024: Vorfertigung – Schnelles Bauen für mehr Wohnraum

An dieser Stelle veröffentlicht BFT International in Kooperation mit den unten genannten deutschen Verbänden die Position der Organisationen zu einem aktuellen Thema der deutschen oder europäischen Fertigteilbranche. Die Position erscheint ebenfalls im Branchenmedium „punktum.betonbauteile“.

Die Studien, die auf dem Wohnungsbau-Tag Mitte April in Berlin vorgestellt wurden, bestätigten den Trend: Der Neubau bricht massiv ein, doch der Bedarf nach Wohnraum, insbesondere mit Blick auf die starke Zuwanderung, bleibt auf sehr hohem Niveau. Die dramatische Lage auf dem Wohnungsmarkt wird sich in den nächsten Jahren also noch verschärfen. Dabei mangelt es vor allem an bezahlbarem Wohnraum.

Um dem Ziel, des Baus der dringend benötigten 400.000 Wohnungen pro Jahr rasch näherzukommen, wird der Ruf nach seriellem und modularem Bauen immer lauter. Bereits in ihrem Koalitionsvertrag war die Bundesregierung den Empfehlungen der Baukostensenkungskommission gefolgt und hatte sich der Förderung dieser Bauweise verpflichtet. Mit der Einrichtung eines runden Tischs „Serielles, modulares & systemisches Bauen“ des von der Bundesregierung initiierten „Bündnisses bezahlbarer Wohnraum“ im vergangenen Herbst, wurde dieses Vorhaben nochmals bekräftigt.

Serieller Wohnungsbau lässt sich mit vorfertigten Betonbauteilen schnell und kostengünstig realisieren. Mit der auch von oberster Ebene propagierten Rückbesinnung auf diese Bauweise ist aber nicht die Rückkehr zum Plattenbau der 1970er Jahre gemeint. Die hochautomatisierten Anlagen und moderne Herstellungsverfahren erlauben eine Produktion mit Serienfaktor Eins, die volle Individualität bei gleichzeitig hoher Kosteneffizienz und Qualität ermöglichen. Die gleichbleibenden Produktionsbedingungen im witterungsgeschützten Werk und regelmäßige Qualitätskontrollen im Rahmen der Fremd- und Eigenüberwachung gewährleisten eine hohe Maßgenauigkeit.

Die Vorfertigung erfordert allerdings eine detaillierte Planung und Abstimmung. Das Gebäude wird unter Abstimmung aller Projektbeteiligten bereits in einem frühen Stadium komplett durchdacht. Die Planung nimmt daher etwas mehr Zeit in Anspruch, dafür verringert sich die Bauzeit und die technischen Risiken. Da alle Details bereits im Vorfeld geklärt werden, reduziert sich der Aufwand für eine begleitende Planung während der Bauzeit auf ein Minimum. Die Baukosten sind frühzeitig kalkulierbar und für die Bauherrenschaft transparent.

Bei komplexen Bauaufgaben sind die technischen Herausforderungen und der Koordinationsaufwand sehr groß. Digitale Planungsmethoden wie Building Information Modeling (BIM) mit dem Ziel, Gebäude ganzheitlich und effizient zu planen, auszuführen und zu bewirtschaften, gewinnen hierfür immer mehr an Bedeutung. Dabei bietet gerade die industrielle Vorfertigung von Betonbauteilen, bei der die Vernetzung zwischen Planung und Produktion mit standardisierten Schnittstellen schon lange praktiziert wird, enorme Potenziale.

Durch die Vorfertigung lassen sich zudem die Montagezeiten auf der Baustelle auf ein Minimum reduzieren. Laut der Studie „Modular construction: From projects to products” von McKinsey & Company können beim Einsatz vorgefertigter Bauteile Zeitersparnisse von 20 bis 50 % erreicht werden. Ein weiterer Vorteil: Es wird weniger Personal auf der Baustelle benötigt, da viele Prozesse bereits in die Produktion integriert sind. Angesichts des bestehenden Fachkräftemangels wird dies zukünftig ein immer wichtigerer Aspekt.

Last but not least verfügen Betonbauteile im Vergleich zu den Leichtbauweisen über eine lange Lebensdauer, sie lassen sich am Ende des Lebenszyklus eines Gebäudes nahezu vollständig recyceln und können bei richtiger Planung sogar im Ganzen demontiert und wiederverwendet werden. Hierfür müssten nur noch die rechtlichen Rahmenbedingungen wie Gewährungs- und Haftungsfragen geklärt werden.

Das modulare, serielle Bauen unter Einsatz der industriellen Vorfertigung ist ein wichtiges Instrument, um schnell, mehr und vor allem bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die Betonfertigteilindustrie kann und wird hierzu einen wichtigen Beitrag leisten. Allerdings reicht das allein nicht aus, um die Wohnungsnot zu beheben. Investitionsanreize wie die Senkung der Grunderwerbssteuer, Zinssubventionen, die Erhöhung der finanziellen Mittel für die Wohnraumförderprogramme sowie die Senkung der Baustandards, sind einige der Maßnahmen, die auch die Verbände der Betonfertigteilbranche seit vielen Jahren nicht müde werden zu fordern.