Position aus der punktum.betonbauteile 6/2022:
Mehr Recycling-Beton wagen
An dieser Stelle veröffentlicht BFT International in Kooperation mit den unten genannten deutschen Verbänden die Position der Organisationen zu einem aktuellen Thema der deutschen oder europäischen Fertigteilbranche. Die Position erscheint ebenfalls im Verbandsorgan „punktum.betonbauteile“.
Nachhaltig und ressourcenschonend
Nachhaltig und ressourcenschonend sind die Schlagworte, wenn es darum geht, den Bau entsprechend den Klimaschutzzielen auszurichten. In vielen Lebensbereichen hat sich die Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz bereits durchgesetzt. Wir schreiben heutzutage auf Recyclingpapier oder trinken aus recycelten Glas- oder Plastikflaschen. An dieser Stelle drängt sich die Frage auf: Warum nicht auch Bauwerke aus Beton mit ressourcenschonendem beziehungsweise Recycling-Beton herstellen?
Betrachtet man den Ressourceneinsatz der Bauwirtschaft, scheint dies geboten. Legt man EU-weite Durchschnittswerte zugrunde, so entfallen auf die Bauwirtschaft rund 50 % aller geförderten Rohstoffe. Hier geht es oft um große Mengen mineralischer Rohstoffe wie Steine, Kies, Sand und Ton. Zugleich produziert der Bausektor mit Abstand das größte Abfallaufkommen. Der Monitoringbericht der Initiative Kreislaufwirtschaft Bau analysiert jedes Jahr das Aufkommen der Bauabfälle. Die aktuellen Zahlen von 2018 weisen rund 75 Mio. t Bauschutt und Straßenaufbruch aus. Genau in diesem Bereich liegen die Potenziale für recyclierte Gesteinskörnungen aus denen Recycling-Beton gewonnen werden könnte.
Momentan wird dieses Material noch zu rund 90 % im Straßenbau als Frostschutzschicht oder in der Asphaltindustrie verwertet. Experten sprechen in diesem Zusammenhang mehrheitlich von Downcycling als von Recycling. Der Einsatz recyclierter Gesteinskörnungen im Rahmen des Herstellungsprozesses von Recycling-Beton beträgt in Deutschland zurzeit weniger als 1 %. Das ist eine erstaunliche Erkenntnis, angesichts der Tatsache, dass Deutschland sich gerne als Recyclingweltmeister präsentiert. Unsere Nachbarländer wie beispielsweise die Niederlande oder die Schweiz sind in diesem Bereich deutlich weiter. Gleichzeitig wird der Ruf nach ressourceneffizientem Design, Recyclingfähigkeit und Dekarbonisierung von Bauwerken immer lauter.
Recycling-Beton etabliert sich in der Praxis
Wer in Deutschland Recycling-Beton herstellen will, darf nach den aktuellen Normen nur rund ein Drittel der erforderlichen Zuschlagsmengen durch rezyklierte Gesteinskörnung ersetzen. Sogenannte Brechsande sind davon ausgenommen. Diese Quote gilt es zu steigern. Technisch ist es ohne Qualitätsverlust möglich, höhere Substitutionsquoten einzuführen. An dieser Stelle dürfen normungsgebende Gremien innovativen Bauweisen nicht im Weg stehen. Parallel dazu muss die Akzeptanz von Recyclingbaustoffen gefördert werden. Dies kann beispielsweise dadurch gelingen, indem Beton mit einer Substitutionsquote von bis zu 25 % gar nicht erst als Recycling-Beton zu kennzeichnen wäre. Darüber hinaus ist es von entscheidender Bedeutung, die abfallrechtlichen Rahmenbedingungen von Recyclingmaterialien zu verbessern. Die Überführung von Recyclingbaustoffen in den Produktstatus würde allen Beteiligten den Umgang mit diesen Materialien erleichtern und baut gleichzeitig Bürokratie und Kosten ab. Zudem wird die Verfügbarkeit gesteigert. Auch die öffentliche Hand kann in diesem Zusammenhang einen wichtigen Beitrag leisten und ihre Vorbildfunktion wahrnehmen. So können Sekundärrohstoffe, immer unter Berücksichtigung der regionalen Gegebenheiten, gleichberechtigt in Ausschreibungen einbezogen werden.
Angesichts der aktuellen Diskussion um die Bewältigung des Klimawandels dürfte auch der Ressourcenschutz stärker in den Fokus geraten. Die mineralischen Bauabfälle können in ihrer Eigenschaft als sekundäre Rohstoffe bei der Herstellung von Bauwerken eine wichtige Rolle spielen. Entscheidend ist, die Altmaterialien entsprechend ihren jeweiligen wertgebenden Eigenschaften zu nutzen, um die Potenziale der Materialien ausschöpfen zu können. Recycling-Beton ist eine Möglichkeit, die anfallenden Abfallmassen zumindest in Anteilen wieder in den Bau zurückzuführen und somit Kreisläufe zu schließen. Es dürfte also nur eine Frage der Zeit sein, bis sich Recycling-Beton in der Praxis etabliert.
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