Transformation gestalten: Potenziale der Betonbauweise
Wer den Klimawandel positiv beeinflussen will, muss beim Bau ansetzen. Mehr als 25 % des weltweiten CO2-Ausstoßes und 40 % des Energieverbrauchs entfallen auf die Bauwirtschaft. Die Betonindustrie steht dabei besonders im Fokus. Ca. 8 % der globalen Treibhausgasemissionen gehen allein auf die Zementherstellung zurück.
Die Branche hat einen großen CO2-Fußabdruck, birgt aber gleichzeitig ein riesiges Potenzial für ein nachhaltiges Bauen. Dieses aufzuzeigen, ist Ziel der diesjährigen BetonTage, die unter dem Motto ,„Transformation gestalten“ stehen. Die Vorträge spannen einen thematischen Bogen von der CO2-reduzierten Herstellung von Baustoffen und Bauteilen über Leichtbau bis hin zur Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung. Der Leitkongress der Beton- und Betonfertigteilindustrie findet vom 14. bis 16. Mai 2024 im Congress Centrum Ulm statt. Eine umfangreiche Informationsausstellung mit über 120 Unternehmen aus der Zuliefer-, Maschinen- und Softwareindustrie begleitet das Branchenevent.
Innovationen und Digitalisierung als Gamechanger
Eine Schlüsselrolle zur Erreichung der Klimaziele im Bausektor spielt die Forschung. Um die Innovationskraft der Bauindustrie deutlich zu erhöhen, entsteht derzeit in Bautzen der Hauptsitz des Bundeszentrums für Bauforschung „Living Art of Building“. Hier soll am ressourcenschonenden und klimaneutralen Bauen der Zukunft geforscht werden. Ideengeber Prof. Dr.-Ing. Manfred Curbach, Technische Universität Dresden, stellt das Leuchtturmprojekt an der Eröffnung der BetonTage vor.
Gegenstand zahlreicher Forschungsprojekte ist die CO2-reduzierte Herstellung von Baustoffen und Bauteilen. Im Podium „Praxisgerechte Forschung für Beton“ werden die neuesten Erkenntnisse präsentiert. Vorträge über CO2-minimierte sowie zementklinkerreduzierte Betone unter Verwendung spezieller Additive und Biomasse basierte Leichtbetone seien exemplarisch genannt. Sie zeigen Wege zu einer klimagerechten Betonbauweise auf.
Unterstützung bei der Umsetzung der ökologischen Transformation bietet die Digitalisierung. Für Keynote Speaker Jörg Heynkes aus Wuppertal ist sie unverzichtbar, um den entscheidenden Durchbruch im Klima- und Umweltschutz zu erzielen. „Warum wir die Welt nur digital retten, oder gar nicht“, lautet der Titel seines Vortrages am Eröffnungstag. Prof. Josef Hegger von der RWTH Aachen stellt am Nachmittag des zweiten Kongresstages im Rahmen des „Besonderen Beitrages“ seine Vision von der Zukunft des Bauens vor.
Vorfertigung – Zukunft des Bauens
Vorträge rund um das Bauen mit Betonfertigteilen bilden einen Schwerpunkt im Podium „Vorfertigung – Zukunft des Bauens“. So wird am Beispiel des Projekts „Greensite“ eine besondere Tragwerkskonstruktion aus CO2-reduziertem Beton und eine innovative textilbewehrte Betonsandwichfassade vorgestellt. Ein weiterer Beitrag zeigt die Vorzüge von Betonelementen beim Bau von Brücken auf. Außerdem werden Planungshinweise für ein nachhaltiges Bauen mit Betonfertigteilen gegeben und die neue DIN 1045 aus Sicht der Betonfertigteilbranche kommentiert. Ein Erfahrungsbericht zeigt darüber hinaus, wie die Unternehmen sich dem Thema „Nachhaltig“ annehmen und im Werk umsetzen.
Das Plenum am 15. Mai 2024 widmet sich vormittags dem seriellen und modularen Bauen. Insbesondere für den Wohnungsbau gewinnt diese Bauweise immer mehr an Bedeutung. Ein Praxisbeispiel zeigt, wie mit Betonfertigteilen schnell, bezahlbarer Wohnraum realisiert werden kann. Weitere Vorträge gehen beispielsweise auf die automatisierte additive Fertigung von Rippendecken und reversible, kreislauffähige Holz-Beton-Verbunddecken ein.
Praxis-Workshop
Parallel zu den Podien findet am 15. Mai 2024 auf den 68. BetonTagen wieder ein spezieller Workshop für Werksleiter:innen und Produktionsverantwortliche statt. Das Programm am Vormittag beinhaltet u. a. einen Erfahrungsbericht zum Einsatz von R-Betonen und Vorträge zur Digitalisierung der Frischbetonkenndaten und das Betonieren bei steigenden Lufttemperaturen. Am Nachmittag finden Praxisvorführungen in der Werkstatt der Ferdinand-von-Steinbeis-Schule Ulm statt. Dabei geht es u.a. um die Besonderheiten bei der Herstellung von R-Beton und den Einsatz von Schalungsmaterialien bei Sonderfertigteilen. Die Vorführung eines digitalen Darr-Versuches am Frischbeton und eines Ultraschallvormischers zur schnelleren Erhärtung des Betons stehen ebenfalls auf der Agenda. Zudem wird eine neuartige Schleiftechnik für die Gestaltung und Sanierung von Decken und Wänden demonstriert.
Potenziale des Leichtbaus
Ein großes Potenzial für die ökologische Transformation der Industrie hin zur Klimaneutralität birgt der Leichtbau. Mit dem Ziel, diese Technologie weiter voranzutreiben, hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) das Technologietransfer-Programm Leichtbau ins Leben gerufen. Werner Loscheider, Referatsleiter „Bauwirtschaft, Leichtbau/Neue Werkstoffe, Ressourceneffizienz, Berlin, stellt es auf den BetonTagen im Plenum vor.
Der Einsatz von Carbonbeton ermöglicht schlankere und leichtere Bauteile und steht im Fokus des Podiums „Leichtbau“. Es informiert u. a. über die aktuellen Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen. Zudem wird die neue DAfStb-Richtlinie „Betonbauteile mit nichtmetallischer Bewehrung“ vorgestellt.
Nach einer zweijährigen Pause gibt es wieder ein Podium zum Thema „Leichtbeton“. Die Vorstellung der Roadmap der Branche hin zur Klimaneutralität, eine Betrachtung der Treibhausgasemission bei der Produktion von Leichtbeton sowie Vorträge zum Einsatz von Recyclingmaterial und zur CO2-Absorption stehen auf der Agenda.
Urbane Gestaltung von Lebensräumen
Die Herstellung und der Einsatz von vorgefertigten Betonerzeugnissen für den Garten-, Straßen- und Landschaftsbau stehen im Mittelpunkt des Podiums „Urbane Gestaltung von Lebensräumen“. Welche Maßnahmen ergreift die Betonsteinindustrie, um bis 2045 klimaneutral zu werden? Welchen Beitrag leisten ihre Produkte für den Erhalt der Gesundheit und den Klimawandel? Das sind Fragen, die hier beantwortet werden. Außerdem wird die Umsetzung der neuen Nachhaltigkeitszertifizierung für Betonfertigteile – „Sustainable Precast“ – am Beispiel eines Unternehmens aus der Betonwarenindustrie erläutert. Darüber hinaus wird das SLG-Merkblatt „Reinigung und Schutz von Pflaster- und Plattenoberflächen aus Betonstein“ vorgestellt.
Zukunftstag Bauwirtschaft
Am 16. Mai 2023 findet der Zukunftstag Bauwirtschaft statt. Er soll den interdisziplinären Austausch mit Verantwortlichen aus Bauunternehmen, Architektur- und Ingenieurbüros fördern. Neben den gestalterischen Möglichkeiten zeigen die Beiträge das Innovationspotenzial des Baustoffs Beton für ein klimaneutrales Bauen auf. Sie befassen sich u .a. mit dem Einsatz von R-Beton und faserbewehrten Betonbauteilen, der Wiederverwendung von Betonfertigteilen und der Funktion von Beton als natürliche CO2-Senke.
Bauen und Planen mit Beton
Eine lange Tradition auf den BetonTagen hat das von DBZ-Chefredakteur Michael Schuster moderierte Podium „Beton in der Architektur“. Renommierte Architektinnen und Architekten berichten über ihre Erfahrungen bei der Planung und Realisierung von Bauwerken aus Beton. Im Fokus stehen in diesem Jahr die Gewinner des Architekturpreises Beton 2023.
Objektberichte von Gebäuden mit Betonwerkstein bilden im Podium „Betonwerkstein“ einen Schwerpunkt. Zusätzlich wird auch auf betontechnologische Fragen, beispielsweise zur richtigen Wahl des Bindemittels, zum Einsatz von UHPCs und zur Beschaffenheit von Betonoberflächen eingegangen.
Das Podium „Beton in derTragwerksplanung“ informiert u. a. über den Gelbdruck der neuen DAfStb-Richtlinie „Treibhausgasreduzierte Tragwerke aus Beton“, über CO2-optimierte Betonfertigteile nach der DAfStb-THG-Richtlinie und die geplanten DAfStb-Richtlinie zum neuen Dauerhaftigkeitskonzept des Eurocode 2. Außerdem gibt es Erläuterungen zur DAfStb-Richtlinie „Betondecken und -dächer aus Fertigteilhohlplatten“. Vorträge zur Durchstanzbemessung im neuen Eurocode 2 und zur Biege- und Querkraftbemessung von Biegeträgern aus stahlfaserverstärktem ultrahochfestem Beton ergänzen das Programm.
Wirtschaft und Recht
Der Fokus des Podiums „Wirtschaft und Recht“ liegt dieses Mal auf der Unternehmensnachfolge. Wie kann diese gestaltet werden? Welche gesellschafts- und steuerrechtlichen Aspekte sind zu berücksichtigen? Ein Erfahrungsbericht beleuchtet diese Fragen auch aus Sicht eines betroffenen Unternehmens. Zukunftsweisend ist der Vortrag zum Einsatz der KI in betrieblichen Abläufen und den Chancen und Herausforderungen, vor denen die Unternehmen stehen. Außerdem wird über die ersten Erfahrungen mit dem Hinweisgeberschutzgesetz und dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz berichtet.
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