Nachruf Wolfgang Reymann: Abschied von einem Pionier der modernen Betonfertigteilproduktion
13.03.2024Am 1.1.2024 verstarb Wolfgang Reymann im Alter von 87 Jahren. Als Vordenker und herausragende Persönlichkeit hat er eine ganze Branche mitgeprägt und das Fundament für eine erfolgreiche Firmengruppe in zweiter Generation gelegt.
Wolfgang Reymann startete seine Laufbahn in der Branche als Leitender Ingenieur bei einem Mischanlagenhersteller, wo er bereits einige Patente im Bereich der Mischtechnologie anmeldete.
Mut und Risikobereitschaft sind die Zutaten für erfolgreiches Unternehmertum. Und genau das zeichnete Wolfgang Reymann aus, als er 1974, im Alter von 38 Jahren und als damals bereits dreifacher Familienvater sein eigenes Ingenieurbüro in Hockenheim gründet.
Reymann Technik gilt als das erste Ingenieurbüro für die Planung und Realisierung von Betonfertigteilwerken, das unabhängig von Anlagenlieferanten operierte. Das ermöglichte eine „schonungslose“ Analyse und eine auf den Kunden zugeschnittene technische Lösung.
Vordenker der Automatisierung
Aus Anlagenuntersuchungen und Studien ergaben sich immer wieder neue Ideen für die Rationalisierung von Prozessen im Werk, die durch Reymann Technik angestoßen und in Zusammenarbeit mit Zulieferern realisiert werden konnten. Ohne Zweifel ist mit dem Namen Wolfgang Reymann die Automatisierung der Betonfertigteilproduktion verbunden, die er erstmalig in die Werke brachte.
Als 1987 das weltweit erste von Wolfgang Reymann geplante CAD-/CAM-gesteuerte automatisierte Elementdeckenwerk in Bad Dürkheim in Betrieb ging bei der Firma Lösch, heute ein Teil der bwb-Gruppe, entfachte das eine von vielen Revolutionen in der Betonfertigteilproduktion. Davor war in Betonfertigteilwerken überwiegend Handarbeit angesagt: Planungen erfolgten am Reißbrett, Elementzeichnungen wurden in Papierform an die Produktion übergeben, wo die Maße per Hand auf die Schaltische übertragen werden mussten.
Es folgten weitere automatisierte Anlagen, die die Handschrift von Wolfgang Reymann trugen.
Es ist eines seiner größten Vermächtnisse, und doch nur eines von vielen. Heute lassen sich etwa 35 Patente zwischen 1967 und 2001 finden, in denen Wolfgang Reymann als Erfinder genannt ist.
Für die Umsetzung arbeitete er immer eng mit Zulieferern und Kunden zusammen. Als Einzelkämpfer gestartet, baute sich Wolfgang Reymann mit der Zeit ein solides Netzwerk an Partnern auf und setzte sich auch stark dafür ein, strategische Partnerschaften in der Branche zu bilden, um gemeinsam an Innovationen zu arbeiten, die für ein einzelnes Unternehmen zu viel Ressourcen in Anspruch genommen hätten.
Know-How bündeln und Synergien nutzen
So war Wolfgang Reymann unter anderem Ideen- und Impulsgeber für die Gründung der Syspro.
Anfang der 90er Jahre folgte die nächste Generation in die Fußstapfen des Vaters, seine Söhne übernehmen Aufgaben bei der Reymann Technik. 1994 gründete sich RATEC als Lieferant für Schalungslösungen, die aus den Rationalisierungsideen der Reymann Technik entstanden waren.
2001 arbeitet Wolfgang Reymann an einem seiner letzten Projekte, das erneut der Grundstein für eine kleine Revolution ist. Für ein Modulhausprojekt in Mexiko im Bereich des sozialen Wohnungsbaus wird erstmalig ein Produktionsverfahren angewandt, bei dem selbstverdichtender Beton (SVB) von unten in eine volumetrische Schalung gepumpt wird. Später wird das Verfahren als upcrete® Technologie in der Branche etabliert.
Im gleichen Jahr übergibt er die Geschäftsführung der Reymann Technik GmbH an seine Söhne und zieht sich 2006 schließlich aus dem operativen Geschäft zurück. Dennoch blieb er ein immer gern gesehener Besucher in den Büros in der Karlsruher Straße in Hockenheim.
Als „Visionär der Branche“ hat er die Betonfertigteilindustrie nachhaltig verändert und maßgeblich viele junge Menschen geprägt, die heute noch in der Branche aktiv sind.
Er gilt als Wegbereiter der Einführung automatisierter Lösungen und Ideengeber für einige der wichtigen Weiterentwicklungen in der Industrie.
Er hinterlässt einzigartige Spuren und ein Andenken weit über seine Zeit und Region hinaus.
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