Automatisierte Fertigung und präzise Montage: Anspruchsvolles Brückenbauprojekt für OSW

Für den Ersatzneubau der Brücke Margaretensee an der B55 in Lippstadt fertigte und montierte die Oberhessisches Spannbetonwerk GmbH (OSW) 30 Spannbeton-Brückenträger mit bis zu 40 m Länge und fast 100 t Gewicht. Die termingerechte Lieferung und präzise Montage der Fertigteile stellten hohe Anforderungen an Logistik und Technik.

 

OSW Spannbeton: Konstruktive Fertigteile von höchster Qualität

Die in Nidda ansässige OSW Spannbeton GmbH ist ein etablierter Hersteller von Spannbetonfertigteilen mit langjähriger Erfahrung im Brücken-, Hoch- und Tiefbau. OSW steht für moderne Fertigungstechnologien, hohe Qualitätsstandards und präzise Abwicklung anspruchsvoller Infrastrukturprojekte. Die hochautomatisierte Fertigung am Standort ermöglicht die Produktion leistungsfähiger Betonbauteile in verschiedenen Dimensionen, angepasst an die spezifischen Anforderungen der jeweiligen Bauvorhaben. 

Bauprojekt: Ersatzneubau der Brücke Margaretensee in Lippstadt

Ein bedeutendes Infrastrukturprojekt, an dem OSW kürzlich beteiligt war, ist der Neubau der Brücke Margaretensee an der B55 in Lippstadt. Die B55 verläuft in Nord-Süd-Richtung östlich an Lippstadt vorbei und bildet eine wichtige Verkehrsverbindung im westfälischen Raum. Die Brücke Margaretensee wurde 1959 gebaut und wird täglich von rund 18.000 Fahrzeugen befahren, davon 1.300 LKW. Sie entsprach nicht mehr den modernen Anforderungen. Daher entschied sich die Straßen.NRW-Regionalniederlassung Sauerland-Hochstift für einen Neubau.

Die Bauarbeiten begannen im Jahr 2023 und umfassten zunächst vorbereitende Maßnahmen wie den Aufbau einer Behelfsbrücke und die Sperrung der Mastholter Straße (K34) zwischen Lippstadt und Lippstadt-Lipperbruch. Diese Sperrung war notwendig, um den sicheren Abbruch des alten Bauwerks und die Errichtung der neuen Brücke zu gewährleisten. Die neue Brücke soll nicht nur die Verkehrssituation verbessern, sondern auch eine erhöhte Tragfähigkeit bieten, um dem gestiegenen Verkehrsaufkommen langfristig gerecht zu werden.

 

Die neue Brücke Margaretensee

Das neue Bauwerk wird deutlich größer als das alte. Es wird ein Dreifeldbauwerk mit folgenden Abmessungen:

Stützweiten: 32,50 m - 38,00 m - 32,50 m

Gesamtstützweite: 103 m

Überbauquerschnitt: zwei Überbauten mit je fünf ­nebeneinanderliegenden Spannbetonfertigteilen und Ortbetonergänzung, Fahrbahnbreite jeweils 8,50 m

Widerlager und Pfeiler: Ortbeton

Gründung: Tiefgründung auf Großbohrpfählen, d = 1,50 m

Da das neue Bauwerk nur noch drei Felder haben wird, ist die Konstruktionshöhe des Überbaus deutlich größer als die des alten Bauwerks. Auf der unter dem neuen Bauwerk liegenden Mastholter Straße wird eine Durchfahrtshöhe von mindestens 4,50 m bestehen. Dies erfordert ein Anheben der Gradiente der B55 um mehr als einen Meter. Auch der Querschnitt der B55 wird im Ausbaubereich breiter. Diese Randbedingungen machen einen Ausbau der B55 auf einer Länge von 820 m erforderlich. Dies hat zur Folge, dass im Ausbaubereich weitere Bauwerke zu errichten sind:

Zwischen der B55 und dem Margaretenweg ist auf der Südostseite der Brücke Margaretensee eine 257 m lange Stützwand zu bauen.

Eine südlich der Brücke Margaretensee liegende weitere Brücke, die den Abzugsgraben des Margaretensees unter der B55 hindurchführt, muss durch Einbau eines Wellstahlprofils verlängert werden.

Auf der Südwestseite der neuen Brücke Margaretensee ist eine weitere Stützwand, Länge 27 m, zu bauen.

Transportlogistik: Eine Herausforderung für Schwerlasttransporte

Der Transport der massiven Brückenträger erfolgte durch den Logistikpartner Thomas Scheder. Die beladenen LKW-Gespanne wogen zwischen 120 und 135 t. Insgesamt legten die Schwertransporte auf ihren Hin- und Rückwegen 19.800 km zurück, verbrauchten rund 19.500 l Diesel und wurden von 84 Begleitfahrzeugen abgesichert.

Eine kurzfristige Änderung der genehmigten Route stellte das Team vor eine unerwartete Herausforderung: Eine Woche vor Montagebeginn wurde eine Umfahrung erforderlich, die eine neue Transportgenehmigung und logistische Anpassungen notwendig machte. Dennoch konnten alle Transporte termingerecht und unfallfrei auf der Baustelle eintreffen.

 

Außergewöhnliche Dimensionen: Montage der Brückenträger

Zwischen dem 20. und 25. Januar 2025 wurden die insgesamt 30 Spannbeton-Brückenträger vom OSW montiert. Die Trägergewichte lagen zwischen 85 und 96 t; der längste Träger war knapp 40 m lang. Insgesamt wurden 975 m³ Beton, 230 t Stahl sowie 35 t Spannstahl in Form von Fertigspanngliedern verbaut. Zusammen wiegen alle 30 Träger rund 2.500 t (entsprechend ca. 1.750 VW Golf Kombi). „Die Dimensionen dieser Brückenbaumaßnahme waren auch für uns eine besondere Herausforderung. Die Größe der Träger sowie die komplexe Logistik erforderten höchste Präzision und eine enge Abstimmung aller Beteiligten“, sagt Oliver Rühr, Geschäftsführer von OSW.

 

Kranmontage: Schwerlasttechnik auf höchstem Niveau

Die Montage der Brückenträger wurde mit einem 800-Tonnen-Raupenkran der Firma Franz Bracht durchgeführt. Die technischen Daten des Krans verdeutlichen die Dimensionen des Projekts:

Hauptausleger: 84,0 m;

250 t Drehbühnenballast;

50 t Zentralballast;

2 Schlitten mit je 245 t Schwebeballast für maximale Flexibilität bei Lastaufnahme und Montage;

Jedes Raupenfahrwerk wiegt ca. 48,5 t.

Bei einer Ausladung von 60 m war eine Hublast von 100 t möglich.

Die Seillänge betrug rund 34,0 m.

 

Zum Aufbau des Krans waren 50 LKW-Transporte notwendig. Die Seile wurden mithilfe eines zusätzlichen 250-Tonnen-Autokrans in Position gebracht, um das Montagepersonal und das Material zu entlasten. 

Erfolgreicher Abschluss der Montage

Dank der effizienten Zusammenarbeit zwischen OSW, ELO Beton, Thomas Scheder, Pontes Spezial und Franz Bracht konnten die Montagearbeiten planmäßig durchgeführt werden. „Täglich wurden fünf Brückenträger montiert, sodass am Samstagnachmittag die letzte Sektion erfolgreich eingesetzt wurde“, erzählt Projektleiter Matthias Schäfer.

Das Projekt zeigt eindrucksvoll die Kompetenz von OSW in der Herstellung und Montage von Spannbetonfertigteilen für große Infrastrukturvorhaben und ist ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung komplexer Bauprojekte mit modernen Fertigungstechnologien und präziser Planung.

Projektupdate:

In Lippstadt steht der Neubau der B55-Brücke im März 2025 still, weil das Bauunternehmen Karl Pollmann (Neubeckum) sich insolvent erklärt hat. Straßen.NRW hat die Verträge gekündigt und muss die verbliebenen Maßnahmen nun neu ausschreiben.

CONTACT

Oberhessisches Spannbetonwerk GmbH

Alois-Thums-Straße 1-3

63667 Nidda/Germany

+49 6043 807 106

www.osw-spannbeton.de

Das OSW deckt folgende Arten von Fertigteilen ab:

- Brückenträger schlaff bewehrt

- Brückenträger Spannbetonverfahren

- alle Elemente für Brückenbauwerke aus Fertigteilen (Schnellbrückensysteme)

- Stahlverbund-Brückenbau

- Spannbetonbinder bis zu 50 m

- Fertigteilwandplatten

- Fassadenbau

- Stabteile aller Art

- TT-Platten

- Holz-Hybrid-Decken

- Sonderkonstruktionen

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