6.000 m Stahlbetonrohre für den Flughafen Hamburg
Der Flughafen Hamburg, offiziell Hamburg Airport, künftig „Helmut Schmidt Airport“, ist mit rund 15,6 Mio. Passagieren in 2015 der fünftgrößte Flughafen Deutschlands. Er gilt als Drehkreuz für die Fluggesellschaften Germanwings, Easyjet und Ryanair und mit seiner Eröffnung im Jahre 1912 als der älteste Flughafen im Land. Die Betonflächen auf dem 570 ha großen Gelände rund 8 km nördlich der Stadtmitte wurden seit etwa 60 Jahren nicht mehr saniert. Aus diesem Grund plant der Flughafen im Zeitraum von 2016 bis 2020 auf einer Fläche von 330.000 m² für rund 120 Mio. Euro die grundhafte Erneuerung des Hauptvorfelds. Im Zuge dieser Maßnahme kommt es auch zu einer kompletten Erneuerung der Regenwasserkanalisation. Die Planer entschieden sich aus zahlreichen Gründen für eine Lösung aus Stahlbetonrohren in der geprüften Qualität der Fachvereinigung für Betonrohre und Stahlbetonrohre (FBS).
Seit März 2016 laufen die Bauarbeiten am Vorfeld 1. Da nicht nur die Betonoberflächen des Vorfelds schadhaft waren, sondern flächendeckend auch die gesamte Regenwasserkanalisation, entschied sich der Bauherr dafür, die vorhandenen Anlagen komplett auszutauschen. Im Rahmen der Grundinstandsetzung entstehen 27 Positionen im Pierbereich und 15 Positionen auf den zwei Remoteinseln. Die Anforderungen an die Entwässerung und die zu verwendenden Materialien waren hoch. Wegen der teilweise geringen Rohrüberdeckungen und der daraus resultierenden Einflüsse auf die Befestigung der Flugbetriebsflächen bei Wahl von biegeweichen Gfk-Rohren entschied sich der Bauherr für den Einsatz von Stahlbetonrohren.
Stahlbetonrohre mit Sonderkonfiguration
„Wegen der hohen Lasten, mit denen wir es auf dem Vorfeld zu tun haben, kommen nur Stahlbetonrohre mit einer Sonderkonfiguration zum Einsatz“, sagt Dipl.-Ing. Sascha Bätz, Projektleiter der Bickhardt Bau AG. „Konkret bedeutet das eine Verdoppelung der Bewehrung im Vergleich mit Standardrohren. Zudem haben wir uns bei den Rohren mit den Durchmessern 300, 400 und 500 mm für deutlich erhöhte Wandstärken ausgesprochen. Statt der sonst üblichen 70 mm bei Rohren DN 300 weisen diese Rohre durchweg Wandstärken von 120 mm auf, um auch die Anforderungen an die Betondeckung zu erfüllen.“
Neben der Stabilität spielte auch die Beständigkeit der Rohre gegen aggressive Medien eine Rolle. Aus diesem Grund schreibt das Abwasserhandbuch des Flughafens unter anderem die Verwendung eines bestimmten Betons und spezieller Dichtungen vor. „Die Rohre wurden mit einem Beton der Druckfestigkeitsklasse C 60/75 hergestellt“, so Projektleiter Bätz. „Damit übersteigt die Festigkeit die geforderte C 40/50 nach DIN V 1201. Ebenso wurde der Nachweis erbracht, dass alle Ausgangsmaterialien resistent gegen die Alkali-Kieselsäure-Reaktion sind. Zudem kommen integrierte Ankerplus L-Dichtungen in NBR-Qualität zum Einsatz.“
Hohe Anforderungen an Entwässerung
Weil es das Abwasserhandbuch als weitere Anforderung vorschreibt, wurden ausschließlich schalungserhärtete Rohre verbaut. Diese weisen eine besonders hohe Maßhaltigkeit auf und bieten dank der glatten Oberfläche sehr gute hydraulische Eigenschaften. Die Bauweise erlaubt zudem die Verwendung von Rohren mit einer Wassereindringtiefe von lediglich 5 bis 10 mm; das ist weit unter dem geforderten Wert von 20 mm.
„Ein wichtiger Punkt sind auch die Qualitätsrichtlinien, nach denen diese Produkte gefertigt wurden“, sagt Bätz. „Die Beton- und Stahlbetonrohre, die allesamt das Betonwerk Bieren aus Bad Oeynhausen geliefert hat, wurden nach DIN EN 1916 und DIN V 1201 sowie nach den erhöhten Anforderungen der FBS-Qualitätsrichtlinie, Teil1 gefertigt.“ Der Hersteller ist ein Mitgliedsunternehmen der FBS und fertigte die Rohre nach den Qualitätsrichtlinien der Fachvereinigung. Diese sehen eine umfassende werkseigene Produktionskontrolle vor. Damit ist eine lückenlose Qualitätsüberwachung von den Ausgangsstoffen über die Herstellung bis zu den Endprodukten sichergestellt. Darüber hinaus sorgt eine halbjährliche Fremdüberwachung durch bauaufsichtlich anerkannte Güteschutzgemeinschaften und Prüfinstitute für die Einhaltung der hohen Standards.
Logistische Herausforderung
Auch logistisch war der Einbau der insgesamt 6.000 m Stahlbetonrohre und der über 80 Rundschächte eine echte Herausforderung: Um eine schnelle Lieferabfolge zu gewährleisten, setzte der Hersteller gleich vier Formen DN 800/3000 mit zweifacher Belegung ein. Dank einer speziellen Schulung der Fahrer gelang es auch, trotz der hohen Sicherheitsstandards auf dem Flughafengelände die benötigten Materialien bedarfsgerecht vor Ort anzuliefern.
Um die Auswirkungen auf den Flugverkehr so gering wie möglich zu halten, werden die Bauarbeiten in zehn zeitlich versetzten Abschnitten umgesetzt. Geplante Fertigstellung ist 2020. Den neuen Lebenszyklus für Rollgassen und Flugzeugpositionen gibt der Flughafenbetreiber mit rund 25 Jahren an.
CONTACT
Betonwerk Bieren GmbH
Rohr- und Schachtwerk
Bad Oeynhausen
Werster Str. 225
32549 Bad Oeynhausen/Germany
+49 5731 7409-0