Eingefärbter Architekturbeton für Neubau des Verwaltungsgebäudes von Marbeton

Im baden-württembergischen Aitrach hat der Betonfertigteilproduzent Marbeton für den Eigenbedarf ein neues Verwaltungsgebäude errichtet. Dieses besteht aus Fertigteilen, ausgeführt in Architekturbeton. Der vollständige Beitrag ist im BetonBauteile Jahrbuch 2021 zu lesen, erhältlich in der Profil-Buchhandlung des Bauverlages.

Bereits seit einem knappen Jahrhundert, genauer seit 96 Jahren, produziert die Firma Marbeton in Aitrach, in Baden-Württemberg nahe der Iller in der Nähe der bayerischen Landesgrenze gelegen, Fertigteile aus Beton. Diese Fertigteile kommen schwerpunktmäßig in Gebäuden in der Industrie, der Infrastruktur und der Energieversorgung zum Einsatz. Neben der Herstellung, Lieferung und Montage dieser Fertigteile bietet Marbeton auch die Planung und Ausführung von schlüsselfertigen Gebäuden an. Für den Entwurf des neuen Firmensitzes in Aitrach beauftragte man den Dornbirner Architekten Jochen Specht, der 2015 für einen Bestandsumbau in Österreich mehrere Auszeichnungen erhielt.

Angesichts der Expertise des Unternehmens war es naheliegend, den Neubau nicht nur als Visitenkarte des eigenen Könnens zu präsentieren, sondern auch als Gelegenheit, die eigenen Produkte weiter zu erforschen und auszutesten. So wurde nicht nur ein neuer Verwaltungssitz realisiert, sondern zugleich ein ganzes Baukastensystem entwickelt. Damit sollen sich in kurzer Zeit hochwertige und langlebige Gebäude zu einem günstigen Preis verwirklichen lassen.

Durchdachte und ausgefeilte Planung

Die Schlüsselelemente des Systems sind vorgefertigte „Raumzellen“, die einen zentralen Versorgungskern bilden. In diesem sind die vertikalen und horizontalen Leitungen untergebracht und die Toilettenanlagen, Teeküchen und Nebenräume angeordnet. Die Decken bestehen ebenfalls aus Betonfertigteilen; für die Heizung und Kühlung des Gebäudes sind diese kernaktiviert. Die Lasten werden ausschließlich über die Raumzellen und die Außenwände abgeleitet, während sich die Innenraumflächen durch frei positionierbare Trennwände variieren lassen. Wenn sich die Raumbedürfnisse ändern, können die Trennwände „mit überschaubarem“ Aufwand angepasst werden. Durch den hohen Grad an Vorfertigung konnte das Gebäude in kürzester Zeit montiert werden – das erinnert ein wenig an das Spielen mit Bauklötzen, die visuelle Reminiszenz ist unverkennbar. Technisch trägt dazu auch bei, dass die Außenwände als benutzungsfertige Wandmodule mit Sichtbetonoberflächen und Kerndämmung konzipiert wurden.

Höchste Anforderungen wurden an die Architekten, Tragwerksplaner, Konstrukteure und Bauzeichner gestellt, um die vielfältigen Erzeugnisse aus der werkseigenen, breit gefächerten Produktpalette einzusetzen und diese im Zusammenschluss nach außen hin zu präsentieren. Das statische System, die Berechnungen hierzu sowie die gesamte Werk-/Übersichts- und Elementplanung wurden im firmeneigenen Konstruktionsbüro erstellt. Auch die Fachplaner für Heizung/Lüftung/Sanitär und den elektrischen Ausbau kamen mit dieser diffizilen Bauweise bei der Umsetzung der Wünsche und Vorgaben des Bauherrn an ihre Grenzen, da sämtliche Aussparungen, Wandschlitze und Durchdringungen zur Leitungsführung im Vorfeld exakt geplant und festgelegt werden mussten, um nachträgliche Arbeiten an den fertigen Oberflächen zu vermeiden.

Eingefärbte Betonfertigteile

Insgesamt wurden im Bereich des Gebäudes 226 Betonfertigteile produziert und montiert, darunter 43 Sandwich-elemente, deren Sichtbetonvorsatzschale mit 1,5 % und 6 % anthrazitfarbenen Pigmenten durchgefärbt ist. Die Flächen der Decken im Innenbereich und die Wände im Treppenhaus hingegen wurden in grauem Sichtbeton gehalten.

Keines der Sichtbetonfertigteile erhielt eine Oberflächenbehandlung in Form einer Hydrophobierung oder Beschichtung, da sich diese Vorgehensweise während der Produktion und der Montage über die Wintermonate als die vorteilhafteste erwies. Weitere 104 Fertigteile in Form von Winkelstützwänden, Parkplatzpollern und Sitzbänken wurden zur Errichtung und Gestaltung der Außenanlagen hergestellt.Eine spezielle Aufgabe stellten die Planer den Ingenieuren, Arbeitsvorbereitern, Produktionsmitarbeitern und Monteuren vor Ort mit der Erstellung der Falttreppen samt angeformten Podesten. Aus statischer Sicht stehen bzw. hängen diese am unteren und oberen Ende jeweils nur an den jeweiligen Geschosspodesten und der „Rest“ ragt freischwebend ins Treppenhaus. Die Treppenläufe wurden als Vorfertigteile hergestellt und die Podeste im Nachgang angeformt. So konnte auf Konsolbänder zur Auflagerung im Treppenhaus verzichtet werden, und die Treppenläufe wurden in einem Stück stockwerkweise eingehoben – insgesamt auf jeden Fall ein Blickfang.

Nur 16 Monate Bauzeit

Nach einem Jahr Vorbereitung mit komplexer, normativer Planung und 16-monatiger Bauzeit war das Gebäude, das bis zu 40 Mitarbeitern Platz bietet, bezugsfertig. Selbst geplant und gebaut entstand so ein Ort, an dem Arbeiten Freude bereitet. Der vollständige Beitrag (inklusive Fassaden- und Schnittisometrie sowie Autorenvita) ist im BetonBauteile Jahrbuch 2021 zu lesen, erhältlich in der Profil-Buchhandlung des Bauverlages.

CONTACT

Marbeton GmbH Fertigteilbau

Oberhauser Weg 22

88319 Aitrach/Germany

+49 7565 9801-0

www.marbeton.de

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