Infraleichtbeton – Potenziale für die Fertigteilindustrie

II.) Werkstoffgerechtes Entwerfen und Konstruieren

Infraleichtbeton ist so leicht und damit wärmedämmend, dass Sichtbetonbauten hergestellt werden können, die die heutigen bauphysikalischen Anforderungen erfüllen, ohne dass zusätzliches Dämmmaterial nötig wird. Solche Bauten mit Außenwänden aus praktisch nur einem mineralischen Werkstoff – tragender Wärmedämmung – erlauben eine freiere Gestaltung, weil sich die baukonstruktiven Details drastisch vereinfachen. Sie bieten wegen des porösen Materials ein angenehmes Raumklima und sie sind am Ende ihrer Lebenszeit wiederverwendbar, weil sie nicht unlösbar mit anderen Werkstoffen verklebt sind. Infraleichtbeton erreicht mittlere Druckfestigkeiten von bis zu flcm = 13 MPa, was nach den Konformitätskriterien einem LC8/9 entspricht und mehrstöckige Gebäude ermöglicht. Gleichzeitig lassen sich je nach Festigkeit Werte der Wärmeleitfähigkeit zwischen ʎ10°,tr = 0,14 und 0,19 W/(m K) erreichen, womit sich die Energieeinsparverordnung für ein Gebäude mit etwa 50 – 60 cm Wandstärke über den „Gebäudenachweis“ einhalten lässt. Die Infraleichtbeton-Forschung an der Technischen Universität Berlin begann mit den ersten Versuchen im Jahre 2007 und der Erstellung eines ersten Referenzgebäudes in Form eines Einfamilienhauses. Seither wurde die Entwicklung des Infraleichtbetons sukzessive vorangetrieben. Für eine Konfektionierung von Infraleichtbeton stehen mittlerweile verschiedene Rezepturen mit unterschiedlichen Trockenrohdichten zur Verfügung. Die heutigen Forschungstätigkeiten konzentrieren sich aktuell auf verschiedene Drittmittelprojekte, gefördert durch die DFG, das BBSR und das BMBF, sowohl um anwendungsorientierte Forschung als auch Grundlagenforschung zu betreiben. Im Frühjahr 2018 startet ein von der DBU gefördertes Vorhaben, in dem Architekten und Ingenieure in enger Zusammenarbeit mit der HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft in Berlin marktfähige Fertigteile entwickeln, die in einem Wohnungsneubauprojekt zur Anwendung kommen sollen. Um die bisherigen Erkenntnisse zum Infraleichtbeton aus der Forschung potenziellen Anwendern praxisgerecht nahezubringen, wird derzeit ein Infraleichtbeton-Handbuch verfasst, das voraussichtlich 2018 veröffentlicht wird.

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