Import-Ersatz
Ein trauriges Bild bot die Moskauer Messe CTT (STT) in diesem Jahr, eigentlich die größte Leistungsschau für die Zulieferer der Bauindustrie auf dem Gebiet der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) (s. S. 12, CTT Moskau: Hoffen auf Besserung). Kaum Besucher auf den Gängen der Messehallen. Kaum Besucher auf dem Außengelände. Aussteller kamen ebenfalls weniger – im hinteren Teil der Messehalle 3, 13 etwa blieb es dunkel und das Außengelände war merklich kleiner.
Der niedrige Ölpreis und die Sanktionen der USA und der EU gegen die Regierung des russischen Präsidenten Wladimir Putin zeigen Wirkung. Russland durchlebt eine Krise, wieder einmal. Dem Staat fehlt das Geld für geplante Investitionen. Und die Unternehmen bekommen kaum noch Kredite.
Die Konsequenzen können aber auch den europäischen und US-amerikanischen Zulieferern nicht schmecken: Durch die Schwäche des Rubels sind Maschinen und Anlagen aus dem Westen für russische Unternehmer derzeit unerschwinglich. „Import-Ersatz“ ist in Russland deshalb das geflügelte Wort: Zulieferstoffe, für die in den letzten zehn Jahren gezielt eigene moderne Produktionskapazitäten aufgebaut wurden, beziehen die Betonwerke jetzt vermehrt von russischen Herstellern. Für die westlichen Maschinen- und Anlagenbauer dauert die Schonfrist nur vordergründig an. Zwar gibt es kaum Konkurrenz aus Russland – abgesehen von einigen Herstellern von Schalungen und Formen. Laut Brancheninsidern bauen aber preisgünstige Hersteller ihre Marktanteile in Russland erfolgreich aus, vor allem aus der Türkei und China.