Kölner BDI-Gebäude energieeffizient revitalisiert
Am Gustav-Heinemann-Ufer ist rund um das BDI Hochhaus ein neues Quartier zum Wohnen und Arbeiten entstanden. Der Bundesverband der Deutschen Industrie residierte von 1968 bis 1999 in dem früher elfstöckigen Gebäude; seit dessen Umzug nach Berlin stand das Gebäude leer. Die Münchener Tauton Beteiligungsgesellschaft erwarb das Gebäude 2011 samt 25.400 m² Grund. Den neuen Eigentümern und ihren Architekten stellte sich nun in der südlichen Rheinmetropole, in der das Wohnungsangebot und interessante Baugrundstücke knapp sind, die spannende Aufgabe der Revitalisierung.
JSWD Architekten aus Köln wurden mit dem Umbau und der Sanierung des ehemaligen BDI-Gebäudes beauftragt. Im Zuge der Revitalisierung wandelte sich das 1970iger Jahre Hochhaus zu einem Wohngebäude mit hochwertigen Eigentumswohnungen, dem sogenannten „Flow Tower“. Das Objekt wird umrahmt von vier mehrgeschossigen Wohngebäuden und einem Büroriegel, geplant vom Kölner Büro ASTOC, die auch für den städtebaulichen Masterplan verantwortlich zeichneten. Unter dem gesamten Grundstück sorgt eine Tiefgarage für ausreichende Parkmöglichkeiten.
Außergewöhnliches Entwurfskonzept
Für die Umwandlung vom Büro- zum Wohngebäude musste zunächst die geschwungene Hochhausscheibe bis zum Rohbau entkernt werden. Die ursprüngliche Fassade mit den horizontalen Fensterbändern war aus bauphysikalischen Gründen nicht mehr zu halten. Der Baukörper wurde um ein zusätzliches Staffelgeschoss erweitert, welches vier großzügigen Penthäusern mit Dachterrassen Raum bietet. In den Regelgeschossen entstanden mehrheitlich Zwei- bis Vierzimmerwohnungen mit Wohnungsgrößen zwischen 65 und 157 m².
Im Rahmen der Sanierung erhielt auch die Fassade ein zeitgemäßes Gesicht: die wellenartige Form der neuen, großzügigen Balkone greift die geschwungene Formsprache des Bestandsgebäudes auf und unterstreicht die Dynamik des neuen Wohngebäudes. Die neue Fassade verleiht dem Gebäude eine helle und ansprechende Optik.
Brand- und Wärmeschutz im Fokus
Die Herausforderung beim Projekt „Flow Tower“ in Köln bestand darin, das Gebäude nachträglich mit Balkonen zu versehen. Da es sich baurechtlich um ein Hochhaus handelt, mussten die Balkone eine Feuerwiderstandsdauer von 90 Min. aufweisen. Um die Bemessungslasten für die Bestandskonstruktion zu reduzieren, wurde gemeinsam mit dem Prüfingenieur ein Bemessungskonzept für die neu zu errichtenden Balkone und die vorhandene Stahlkonstruktion abgestimmt.
Auch der Wärmeschutz stand besonders im Fokus: „Im Vorfeld haben wir untersucht, ob die Balkone direkt an die vorhandenen Stützen angeschlossen werden können, um die Konstruktion monolithisch auszuführen“, erklärt Holger Seitz von Kempen Krause Ingenieure. Da der Bauherr eine Innendämmung aus optischen Gründen bereits in der Planung ausschloss, haben wir den Schöck Isokorb ausgeschrieben.“
„Nachdem das Gebäude komplett entkernt, die Fenster und Fassadenelemente entfernt waren, stand im Grunde nur noch das Stahlskelett mit den Stahlbetondecken“, beschreibt Jens Neumann, Einbaumeister von Schöck, die Ausgangslage. Die Balkone bestehen aus rund 2 m auskragenden Doppel-T-Trägern mit einem aufliegenden Betonfertigteil in Sichtbetonqualität, auf denen nachträglich die Brüstungselemente verschraubt wurden.
Gelungene Revitalisierung
Für die Montage der Doppel-T-Träger an das Bestandsgebäude und deren thermische Entkopplung kam der Schöck Isokorb Typ KST zum Einsatz, ein tragendes Wärmedämmelement aus KSTZ Modulen für die Übertragung der Zugkräfte und KSTQ Modulen für die Übertragung der Quer- und Horizontalkräfte.
Der Schöck Isokorb wurde direkt im Werk an die Endstücke des Doppel-T-Trägers, die den Balkon stützen, montiert. Um auf der Baustelle die Betonfertigteile auf die Stahlträger zu setzen, nutzten die Arbeiter eine Hebeltraverse am Kranausleger, die dann die 2,5 bis 5 t schweren Balkonplatten von vorne an das Gebäude hob.
Ein Bürogebäude, das lange leer stand, gilt meist als „hoffnungsloser Fall“, dem der Abriss droht. Die Revitalisierung des ehemaligen BDI-Gebäudes in Köln beweist das Gegenteil. In Gestalt, technischer Ausstattung und bezüglich des Wohnkomforts muss sich dieses Revitalisierungs-Projekt nicht hinter Neubauten verstecken und steht im Gegensatz zu diesen in einer Beziehung zur Vergangenheit und Geschichte seiner Umgebung.