Neue Ansätze für Nachweise bei Erdbebenbeanspruchung und Konsequenzen für den Betonfertigteilbau
Bisher ist in Deutschland für Lastannahmen, Bemessung und Ausführung üblicher Hochbauten gegen Erdbebenbeanspruchung die DIN 4149, Ausgabe April 2005, bauaufsichtlich eingeführt. Obwohl in Deutschland die Eurocodes mit ihren jeweiligen Nationalen Anhängen gelten, wurde der 2011 erarbeitete Nationale Anhang zur DIN EN 1998-1 von der Bauaufsicht in Deutschland nicht übernommen. Im Oktober 2018 wurde ein komplett überarbeiteter Nationaler Anhang als Entwurf (Gelbdruck) veröffentlicht. Dieser zeichnet sich durch eine Reihe von Neuerungen aus. Dazu gehören:
neue zonenfreie Karten der Erdbebengefährdung in Deutschland für die Wiederkehrperioden 475, 975 und 2475 Jahre,
eine erweiterte Karte der geologischen Untergrundklassen,
überarbeitete Angaben der Parameter der Antwortspektren in Abhängigkeit von den geotechnischen und geologischen Untergrundklassen sowie von der Höhe der auftretenden Beschleunigungen,
Hinweise und Regeln zur Anwendung nichtlinearer statischer Verfahren, insbesondere der Kapazitäts-Spektrum-Methode und der sogenannten Pushover-Berechnung,
ein eigener Anhang für „Vereinfachte Auslegungsregeln für einfache Bauten des üblichen Hochbaus“ sowie
verbesserte und erweiterte Tabellen für „einfache Mauerwerksbauten“, für die ein rechnerischer Nachweis entfallen darf.
In den neuen Karten der Erdbebengefährdung wird anstatt der bisher angegebenen sogenannten maximalen „effektiven“ Bodenbeschleunigung direkt die maximal zu erwartende Antwortbeschleunigung im Plateaubereich des linear elastischen Antwortspektrums kartiert. Für Fertigteilbauten enthält die neue Norm eine Vielzahl von Nachweismöglichkeiten, auf die im Vortrag eingegangen wird. Als Ergebnis des Einspruchsverfahrens wurde der neue Nationale Anhang erneut überarbeitet und wird Anfang 2020 erneut in der Fachöffentlichkeit zur Diskussion gestellt.