Neue Wohnbauten für die mongolische Bevölkerung
Das Unternehmen Erel Group investierte kürzlich in ein Betonfertigteilwerk in der Nähe von Ulan-Bator, in dem eine äußerst breite Palette an Betonerzeugnissen für die Realisierung groß angelegter Wohnungsbauprojekte gefertigt werden soll. Mit der Planung und Errichtung dieser Hightech-Produktionsstätte wurde EBAWE Anlagentechnik betraut.
Die Mongolei liegt als Binnenstaat mitten im östlichen Teil von Zentralasien. Das Land ist etwa viereinhalb mal so groß wie Deutschland und hat rund 3 Mio. Einwohner. Über 40 % der Bevölkerung leben in der größten Stadt, Ulan-Bator, die auch die Hauptstadt des Landes ist. Die Mongolei ist eines der zehn rohstoffreichsten Länder der Welt. Daher ist der Bergbau die wichtigste Branche des Landes. Aufgrund des in diesem Sektor verzeichneten Booms ist die mongolische Wirtschaft in den vergangenen Jahren enorm gewachsen. Die mongolische Regierung hat sich das Ziel gesetzt, für die Bevölkerung neue Wohnbauten zu errichten. Die Errichtung entsprechender Neubaugebiete soll in Kürze beginnen. Dabei investiert die Erel Group in ein nahe Ulan-Bator gelegenes Großprojekt.
Umfassende Modernisierung
Der Konzern Erel LLC wurde im Jahr 1989 gegründet und umfasst derzeit mehr als zehn Unternehmen in den Bereichen Geologie, Bergbau, Baustoffe, Hoch- und Straßenbau, Bankwesen und Bildung. Für den Konzern sind insgesamt ca. 1.200 erfahrene Mitarbeiter tätig, deren Ziel in einer führenden Rolle des Unternehmens bei der weiteren Entwicklung des Landes besteht. Um dieses zu erreichen, bietet Erel auf allen Ebenen umfassende, integrierte, innovative Geschäftslösungen an. Im Laufe der Zeit wurden zahlreiche Tochtergesellschaften in die Erel Group eingegliedert. Erel betreibt beispielsweise ein Holz- und PVC-Werk, ein Betonwerk, ein Ziegelwerk, ein Zementwerk, eine Asphaltanlage, eine Brecheranlage, ein Stahlbetonwerk für den Hoch- und Straßenbau, eine Immobiliengesellschaft sowie das ursprünglich im Jahr 1963 errichtete Betonfertigteilwerk BUK-1. Im vergangenen Jahrhundert wurden 80 % der Stadt Ulan-Bator mit Betonfertigteilen aus diesem Werk errichtet. Mit der Übernahme von BUK-1 konnte Erel sein Geschäftsfeld über den angestammten Bereich der geologischen Exploration und des Bergbaus hinaus erweitern. Das Unternehmen nahm nachfolgend seine Tätigkeit in der Baubranche auf und hat sich zu einem führenden Unternehmen in der Bau- und Baustoffindustrie entwickelt. Im Jahr 2014 wurde das Fertigteilwerk dann umfassend modernisiert.
Bereits im Jahr 2013 hatte der breit aufgestellte Konzern einen Vertrag mit dem deutschen Maschinen- und Anlagenbauer EBAWE Anlagentechnik aus Eilenburg bei Leipzig geschlossen. EBAWE ist Teil der weltweiten Progress-Unternehmensgruppe mit sieben Tochtergesellschaften in vier Ländern. Zum Lieferumfang gehörten Maschinen und Anlagen für die Herstellung von Hohldecken, Massivwänden und -decken, Sandwichwänden, Zwischenwänden, Balken und Stützen, Treppen und der für die genannten Bauteile erforderlichen Bewehrungen.
200.000 Wohneinheiten geplant
Mit dem neuen Betonfertigteilwerk BUK-1 will Erel zu einem der Hauptzulieferer von Betonbauteilen für das Modernisierungsprojekt in Ulan-Bator werden und einen wesentlichen Beitrag zur allgemeinen Entwicklung der Mongolei leisten.
Derzeit wird davon ausgegangen, dass mehr als 60 % der Einwohner von Ulan-Bator in „inoffiziellen“ Siedlungen (sogenannten „Ger“-Gebieten) wohnen, die nicht an die städtische Infrastruktur angeschlossen sind. Diese Situation soll durch das groß angelegte Modernisierungsprojekt mit dem Ziel der Errichtung von 200.000 Wohneinheiten und der zugehörigen Infrastruktur für die Stadtbevölkerung (z. B. Schulen, Krankenhäuser, Büroflächen, Einzelhandel, Parks und Freizeitbereiche, Fernwärme-, Strom- und Wasserversorgung, Abwasserkanäle) überwunden werden.
Fertigungsbahnen für die Herstellung von Spannbeton-Hohldecken
Für die Herstellung von Fertigteilen aus Spannbeton betreibt Erel sechs jeweils 120 m lange Fertigungsbahnen, die mit einem Gleitfertiger T 40 ausgerüstet sind. Dieser stammt vom ebenfalls zur Progress-Gruppe gehörenden Zulieferer Echo Precast Engineering. Damit kann Erel 15 bis 40 cm dicke Spannbeton-Hohlkörperdeckenelemente herstellen.
Nach Vorspannung der Drähte wird der Frischbeton über einen Betonverteiler auf die Fertigungslinie gebracht und verdichtet. Nach der Erhärtung werden die Elemente abschließend mittels Sägevorrichtung zugeschnitten, mit einem Greifer angehoben und auf einem Verfahrwagen in das Außenlager befördert. Zur Vorbereitung der nächstfolgenden Fertigungsbahn dient ein Multifunktionswagen, über den die Drähte gezogen und die Schalungsflächen gereinigt und geölt werden.
Umlauftechnologie revolutioniert Produktion
Erel verfügt in der von EBAWE Anlagentechnik gelieferten Umlaufanlage über insgesamt 41 Paletten. Zu Beginn jedes neuen Fertigungstaktes wird die Palette durch eine Reinigungsanlage geführt. Hier werden unter Einsatz eines Spachtels und unterschiedlicher Bürsten Betonanhaftungen von der Oberfläche der Palette und der Aufsatzschalung entfernt. Nach dem Aufbringen der Bauteilkonturen durch einen Plotter wird die Palette manuell vorbereitet und Öl aufgetragen. Der Kunde kann auf ein umfassendes Schalungssystem mit integrierten Magneten zurückgreifen. Auf der ebenfalls installierten Mattenschweißanlage der Baureihe M-System Evolution werden die benötigten Bewehrungsmatten „just in time“ exakt in den vorgegebenen Abmessungen gefertigt. Das Werk verfügt über weitere Maschinen und Anlagen zur Bewehrungsherstellung, darunter eine Schweißmaschine für die Leiterproduktion und mehrere Schweißstationen mit Punktschweißzangen. Alle Maschinen und Anlagen zur Herstellung der Betonbewehrung wurden von Progress Maschinen & Automation geliefert.
Über den Betonverteiler wird der Frischbeton auf die zuvor mit der erforderlichen Schalung und Bewehrung versehenen Palette aufgebracht. Die Förderschnecke sorgt für eine gleichmäßige Betonage und eine präzise Entleerung des Behälters. Während des gesamten Wägevorgangs wird dem Bediener stets die im Behälter verbliebene Restmenge angezeigt, sodass er rechtzeitig neuen Beton anfordern kann.
Eine kombinierte Verdichtungsanlage bietet größtmögliche Flexibilität für die Herstellung unterschiedlichster Elementtypen. So wird die Palette beispielsweise für die Fertigung von Sandwichwänden mittels Traverse zu einer Pufferstation befördert und dort mit der erforderlichen Dämmung versehen.
Nach Einbringen der zweiten Bewehrungslage als Matte oder Korb wird weiterer Beton auf die Palette entleert. Nachfolgend wird der Beton mittels Abziehbohle geglättet und auf die gewünschte Höhe verdichtet. Nach Ablauf der Vorerhärtungszeit von einer Stunde kommt dann ein Flügelglätter zum Einsatz, der die Betonoberfläche so weit glättet, dass keine Nachbearbeitung mehr erforderlich ist.
Mittels Regalbediengerät werden die Paletten mit den frisch betonierten Elementen zur Lagerung in das Hochregal verfahren. Insgesamt stehen vier Hochregale mit jeweils zwölf Ebenen zur Verfügung. Die integrierte Heizung sorgt für eine optimale Erhärtung der Fertigteile, die bereits nach 8 h aus dem Regal entnommen werden können. Nach Entnahme der Elemente werden diese mittels Kippvorrichtung in eine nahezu senkrechte Position gebracht. Dieser Prozess wird durch eine verfahrbare Treppe erleichtert, die fertigen Betonbauteile können dann auf dem Verfahrwagen in das Außenlager befördert werden.
Schalungen als Zubehör
Für die Herstellung einschichtiger, schlaff bewehrter Betonbauteile stehen den Kunden zwei 7,50 m × 3,0 m große Duplex-Batterieschalungen zur Verfügung. Die hierfür benötigten Bewehrungsmatten werden auf der Mattenschweißmaschine hergestellt und in die entsprechenden Kammern der Batterieschalung eingebracht.
Nach dem Schließen und Verriegeln der Schalung wird der Beton über einen Betonverteiler mit Segmentdüse von oben in die Kammern eingebracht. Glatt polierte Schalungsoberflächen, an den Schottwänden angebrachte Rüttler und die dampfbetriebene Heizung sorgen für höchste Qualität der Endprodukte. Nach der Erhärtung werden die Fertigteile entnommen und lassen sich mittels Kran auf dem Verfahrwagen ablegen und dann in das Außenlager transportieren.
Die Batterieschalungen stammen von dem auf Schalungen spezialisierten, ebenfalls zur Progress-Gruppe zählenden Unternehmen Tecnocom, ebenso wie drei Schalungen für die Herstellung von Balken und Stützen. Dabei wird die Bewehrung zunächst in die 48 m lange Schalung eingebracht. Zu diesem Zweck verfügt das neue Fertigteilwerk in Ulan-Bator über einen Bügelbiegeautomaten EBA S 12 und ein Bearbeitungszentrum für Bewehrungsstäbe von Progress Maschinen & Automation. Nach Erhärtung der gefertigten Erzeugnisse werden diese ebenfalls mittels Kran und Verfahrwagen entnommen. Die Palette an verfügbaren Schalungssystemen wird ergänzt durch vier Treppenschalungen.
Der Beton kommt von einer vollständig modernisierten Turmmischanlage mit insgesamt drei von Wiggert & Co. gelieferten Mischern. Die an die Mischanlage angeschlossene Kübelbahn befördert den Beton in die einzelnen Produktionsbereiche. Für die Endbehandlung von Fassadenelementen steht zudem eine Betonschleifmaschine zur Verfügung.
Erstes computergesteuertes Betonwerk in der Mongolei
Das gesamte Werk in Ulan-Bator wird über das von Progress Software Development entwickelte ebos-Leitsystem betrieben. ebos steuert den gesamten Ablauf der Fertigteilproduktion und umfasst zahlreiche ausgereifte Module, darunter 3D-Visualisierung, Machbarkeitsprüfungen für die Fertigung und Diagnoseprogramme.
Da ebos zudem die Datenübertragung an die entsprechenden Maschinen, beispielsweise den Betonverteiler und die Mattenschweißanlage, übernimmt, handelt es sich hierbei um weit mehr als nur ein Leitsystem. In einem einzigen Programm sind zahlreiche Software-Teillösungen zusammengefasst, sodass alle Prozessschritte über ein einheitliches, benutzerfreundliches System gesteuert werden können. Für die Mongolei ist ein solches Leitsystem ein völlig neuer Schritt in Richtung der Automatisierung von Fertigungsabläufen, der computergestützten Produktionsüberwachung und folglich einer Steigerung der Produktivität und Verbesserung der Qualität der fertigen Erzeugnisse.
Feierliche Werkseröffnung läutet neues Zeitalter der Betonfertigteilproduktion ein
Die kürzliche feierliche Eröffnung des Erel-Werks BUK-1 steht stellvertretend für den Anbruch eines neuen Zeitalters der Herstellung von Betonfertigteilen in der Mongolei. Auch Zandaakhuu Enkhbold, Kabinettschef des mongolischen Präsidenten, war bei der Eröffnungsfeier zugegen und unterstrich in seinen einführenden Worten, dass dieser Wendepunkt in der Bauindustrie es der mongolischen Bevölkerung ab sofort ermögliche, kostengünstiges, sicheres und schnell zu errichtendes Wohneigentum zu erwerben. Dadurch verringere sich die Zahl der Schornsteine in Ulan-Bator um jährlich ca. 5.000, was auch zu einer deutlichen Reduzierung der Smogbelastung führe.
Für die Errichtung von Wohngebieten am Stadtrand, Wohn- und Sozialbauten sowie der zugehörigen Infrastruktur sind mehrere groß angelegte Bauvorhaben geplant. Dabei zeigen sich die Vorteile des Bauens mit in einem hochautomatisierten Werk hergestellten Fertigteilen sehr deutlich, denn die Gebäude können innerhalb kürzester Zeit errichtet und je nach Wunsch ausgestattet werden, beispielsweise mit unterschiedlichen Raumaufteilungen und Designs. Der Transport der fertigen Betonbauteile gestaltet sich einfach und kostengünstig, die Montage erfordert nur einen sehr kurzen Zeitraum, und auch eine hohe Erdbebensicherheit ist gewährleistet. Pro Jahr sollen Wohnbauten, Schulen und sonstige Gebäude mit einer Gesamtfläche von 250,000 m² gebaut werden. Das Fertigteilwerk BUK-1 von Erel wird damit von Beginn an voll ausgelastet sein.
Der Generaldirektor der Erel LLC, Badarchiin Erdenebat, ist sehr zufrieden mit dem realisierten Projekt. Die neue Produktionsstätte ist eines der weltweit größten Werke und mit modernster Technik aus Deutschland ausgerüstet. Sie wird einen wesentlichen Beitrag zur geplanten Modernisierung der Hauptstadt Ulan-Bator leisten. Durch die Modernisierung des Werks steigt die Produktivität auf ein Vielfaches. Dies gilt ebenso für die Qualität der fertigen Erzeugnisse.
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