Quo vadis, Opus Caementitium?
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leser,
der Leitgedanke der BetonTage, „Betone der Zukunft/Concretes of the future“, wirft die spannende Frage auf, wohin die Entwicklung geht. Ausgehend vom Opus Caementitium der Römer hat der Baustoff Beton einen gewaltigen Fortschritt gemacht. Und gerade die moderne Betontechnologie kann auf herausragende Innovationen zurückblicken. Neben hochfestem und selbstverdichtendem Beton (HPC bzw. SVB) gelang die Entwicklung von ultrahochfestem Beton (UHPC) und neuartigen Textilbetonen. Was wird nun kommen? Der „superultrahochfeste Beton“ oder der „Smartbeton“, dessen Eigenschaften völlig entkoppelt eingestellt werden können? Vielleicht beide, aber dann wohl auch nur als Nischenprodukte. Denn, wenn man betrachtet, was von den erzielten Fortschritten letztlich in der Praxis angekommen ist, fällt die Bilanz ernüchternd aus.
Waren die enormen Entwicklungsaufwendungen also umsonst? Diese Frage kann mit einem klaren „Nein“ beantwortet werden, denn die Forschung der letzten Jahre hat eine Erkenntnistiefe erreichen lassen, die für die heute anstehende Aufgabe unabdingbar den Ausgangspunkt bildet.
Die weltweit zentrale Herausforderung des Bauens mit Beton besteht in der Verwendung signifikant nachhaltigerer Betone. Zwei Wege müssen beschritten werden: erstens die Forcierung der Entwicklung umweltfreundlicherer Zemente/Bindemittel und zweitens die Bereitstellung von Konstruktionsbetonen mit erheblich reduziertem Bindemittelgehalt. Diese Entwicklungen werden einen neuen Typ von Normalbeton hervorbringen, den man auch als „Ökobeton“ bezeichnen kann. Dieser muss seine ökologischen Vorzüge mit unverzichtbaren technologischen Eigenschaften verbinden und weltweit wirtschaftlich produzierbar sein.
Dass dieser neue Beton keine Utopie ist, belegen erste wissenschaftliche Untersuchungen. Gerade während der BetonTage wurden bereits früher relevante Aspekte diskutiert. Und der diesjährige Leitgedanke fordert geradezu dazu auf. In diesem Sinne möchte ich mich bei den Organisatoren der BetonTage 2015 bedanken und ihnen gleichzeitig zu einem hervorragend gelungenen Programm gratulieren. Ich wünsche der Veranstaltung einen erfolgreichen Verlauf.
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Harald S. Müller
Präsident International Federation of Structural Concrete (fib)