Drei Sustainable-Precast-Zertifikate für Rekers Betonwerk: Interview
Das Zertifizierungsprogramm Sustainable Precast (SPC), das die Branche auf ihrem Weg in eine nachhaltige Zukunft begleitet, wurde bereits ausführlich in unserer Ausgabe 04/2024 vorgestellt. Im Rahmen der Mitgliederversammlung des Bund Güteschutz Beton- und Stahlbetonfertigteile e. V. in Weimar wurde die Rekers Betonwerk GmbH & Co. KG mit Sitz in Spelle als erstes Unternehmen in allen drei SPC-Bereichen (Beton, Betonbauteile und Fertigteilmontage) mit dem Sustainable-Precast-Nachhaltigkeitszertifikat ausgezeichnet. Die Zertifikate wurden durch den BAU-ZERT e. V. ausgestellt.
BFT International: Guten Tag, Herr Rekers, guten Tag, Herr Dr. Pott. Ich freue mich, dass ich Ihnen anlässlich der umfassenden SPC-Zertifizierung einige Fragen stellen darf. Vorab gratuliere ich Ihnen, Herr Rekers, natürlich herzlich zum erfolgreichen Zertifizierungsprozess. Ich gehe davon aus, dass dieser bei Ihnen im Unternehmen mit einem gewissen Aufwand verbunden war. Warum haben Sie sich trotzdem dafür entschieden, sich um die SPC-Zertifikate zu bemühen? Warum sehen Sie darin eine Chance? Was war Ihr Antrieb?
Dipl.-Ing. Ulrich Rekers: Guten Tag, Frau Knitter, vielen Dank für die Glückwünsche. Wir als Rekers Betonwerk möchten unsere Entwicklung hin zu einer verbesserten Nachhaltigkeit für die Öffentlichkeit sichtbar dokumentieren. Dabei geht es uns nicht nur um das Material, sondern auch um den Herstellungsprozess und die Montage unserer Fertigteile. In zunehmendem Maße streben unsere Kunden Gebäudezertifizierungen an. Dafür benötigen Sie von ihren Lieferanten, also auch von uns, verlässliche Aussagen zur Nachhaltigkeit der verwendeten Produkte. Mit dem SPC-Zertifikat können wir das nicht nur selbst zusagen, sondern auch extern bestätigen lassen.
BFT International: Das Zertifikat hat sich als Nachweis für Nachhaltigkeit in den drei für Fertigteilwerke relevanten Bereichen Beton, Betonbauteile und Fertigteilmontage etabliert. Sie wurden in allen drei Bereichen zertifiziert. Geschah dies in einem Verfahren oder waren das einzelne Zertifizierungsprozesse? Und wie lange hat es gedauert?
Dipl.-Ing. Ulrich Rekers: Die Anforderungen für die Zertifizierung der drei Bereiche sind in Module gegliedert. Da wir uns für die Zertifizierung in allen drei Bereichen entschieden haben, wurden alle Module in einem Verfahren gesamtheitlich abgeprüft. Grundsätzlich wäre es auch möglich gewesen, nur einzelne Bereiche zertifizieren zu lassen. Das hätte aber dem ganzheitlichen Ansatz des Hauses Rekers Betonwerk bei der Nachhaltigkeit widersprochen.
Der Zertifizierungsprozess hat insgesamt ca. neun Monate gedauert, da man doch sehr viele Dinge dokumentieren muss. Wir haben uns allerdings nicht täglich damit beschäftigt. Sicher wäre auch eine etwas schnellere Zertifizierung möglich gewesen.
BFT International: Bei Sustainable Precast stehen soziale, ökologische und ökonomische Aspekte auf dem Prüfstand. Haben Sie gezielt Maßnahmen durchgeführt, um die Anforderungen zu erfüllen? Hat die Rekers Betonwerk GmbH & Co. KG eine konkrete Nachhaltigkeitsstrategie oder vielleicht sogar -abteilung?
Dipl.-Ing. Ulrich Rekers: Wir bemühen uns schon seit längerer Zeit um das Thema Nachhaltigkeit. Daher mussten wir in unseren Prozessen gar nicht mehr so viel verändern. Für eine Zertifizierung ist die Einhaltung der Anforderungen natürlich nachprüfbar zu dokumentieren. Vor allem hier mussten wir noch Arbeit investieren. Wir haben einen Mitarbeiter im Unternehmen, der sich federführend um das Thema Nachhaltigkeit kümmert. Bei Bedarf bindet dieser die verschiedenen Abteilungen ein. Eine eigene Abteilung für Nachhaltigkeit brauchen wir zum Glück nicht.
BFT International: Nach Ihrer persönlichen Erfahrung mit SPC: Würden Sie auch Ihren Branchenkollegen empfehlen, eine Zertifizierung anzustreben? Und falls ja, welche Tipps würden Sie Ihnen mit auf den Weg geben?
Dipl.-Ing. Ulrich Rekers: Aus unseren Erfahrungen heraus würde ich definitiv empfehlen, sich um das Thema Nachhaltigkeit zu kümmern. Dafür sind die Anforderungen des SPC-Systems ein guter Leitfaden. Orientiert man sich daran, ist die SPC-Zertifizierung irgendwann nur noch ein relativ kleiner zusätzlicher Schritt. Wichtig ist aber, dass man Nachhaltigkeit kontinuierlich im Unternehmen lebt und nicht nur temporär für den Zertifizierungsprozess.
Vielleicht noch ein weiterer Tipp: Man sollte sich nicht von der großen Zahl der Fragen abschrecken lassen. Ein Teil der Anforderungen wird wahrscheinlich von vielen Unternehmen in unserer Branche bereits erfüllt. Hier ist die Herausforderung primär die geeignete Dokumentation. Trotzdem bleiben noch genug Anforderungen übrig, um die man sich auch inhaltlich kümmern muss. Aber es sind wahrscheinlich etwas weniger, als man beim ersten Blick in die Unterlagen meint.
BFT International: Meine nächste Frage geht an Sie, Dr. Pott: In unserem letzten Interview haben Sie mir verraten, dass Sie schätzen, dass nur etwa 10 % der Betonfertigteilunternehmen sowohl die Anforderungen als auch die Vorgaben zu den Nachweisen bzw. der Dokumentation bereits weitestgehend erfüllen. Also gehört Rekers zu den 10 % der nachhaltigsten Unternehmen unserer Branche?
Dr.-Ing. Jens Uwe Pott: Ja, ich denke schon. Natürlich haben wir jetzt nach Abschluss der ersten Zertifizierungsprozesse noch keinen Überblick über die Branche insgesamt. Aber Nachhaltigkeit ist vor allem eine Frage des Wollens. Bei der Firma Rekers Betonwerk, wie auch bei den anderen bislang zertifizierten Unternehmen, wird Nachhaltigkeit gewollt, und zwar nicht erst seit Beginn des Zertifizierungsverfahrens, sondern schon seit längerer Zeit. Entsprechend fortgeschritten sind daher die Nachhaltigkeitsbestrebungen im Unternehmen, und das merkt man dann auch deutlich im Zertifizierungsprozess.
BFT International: Wie groß ist denn allgemein das Interesse an Sustainable Precast? Oder konkreter gefragt: Wie viele Unternehmen haben sich bisher um ein Zertifikat bemüht und wie viele haben es verliehen bekommen?
Dr.-Ing. Jens Uwe Pott: Wir haben bei den bislang drei Zertifizierungsstellen eine ganze Reihe von Anfragen. Das Interesse ist also auf jeden Fall da. Bis Anfang Dezember 2024 wurden insgesamt neun Zertifikate an sechs Firmen vergeben. Weitere Firmen und Standorte sind aktuell im Zertifizierungsprozess. Da hier die einzelnen Zertifizierungsstellen zuständig sind, kann ich gerade keine genauen Angaben zu den Zahlen und dem Stand der Verfahren machen. Zertifizierungsverfahren unterliegen ja auch einer gewissen Vertraulichkeit.
BFT International: Was müssen andere interessierte Betonfertigteilunternehmen jetzt tun, wenn sie auch zertifiziert werden möchten?
Dr.-Ing. Jens Uwe Pott: In einem ersten Schritt sollten sich die Unternehmen mit den Anforderungen des SPC-Systems vertraut machen. Diese können auf der Website von Sustainable Precast (www.sustainable-precast.de) heruntergeladen werden. Anhand der Anforderungen können sich die Unternehmen einen ersten Überblick verschaffen, wo sie in Bezug auf Nachhaltigkeit stehen oder wo sie noch Defizite haben. Kommt man im Unternehmen zu der Überzeugung, einen großen Teil der Anforderungen und insbesondere die Mindestanforderungen zu erfüllen, sollte als Nächstes Kontakt zu einer der drei anerkannten Zertifizierungsstellen aufgenommen werden. Diese geben dann die notwendigen Informationen zum weiteren Zertifizierungsprozess.
BFT International: Und wie ist Ihre Zukunftsprognose? Glauben Sie, dass die Bedeutung von Nachhaltigkeitszertifikaten weiter zunimmt?
Dr.-Ing. Jens Uwe Pott: Ja, auf jeden Fall. Das Thema Nachhaltigkeit entwickelt sich zu einem zusätzlichen Qualitätskriterium neben der rein technischen Produktqualität. Daher bin ich sicher, dass in wenigen Jahren die Nachhaltigkeitszertifizierung genauso selbstverständlich sein wird wie die seit Jahrzehnten etablierten technischen Zertifizierungen.
BFT International: Vielen Dank für dieses interessante und ehrliche Interview.
Interview: Karla Knitter, M.Sc.
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