Projekte und Bauobjekte mit Betonwaren in Spanien 2023: Städtische Räume
Der spanische Betonverband ANDECE stellt regelmäßig neue Referenzobjekte seiner Mitgliedsunternehmen mit Betonfertigteilen vor. Der vorliegende Beitrag präsentiert Beispiele aus dem GaLa-Bau mit Betonwaren (Betonsteinen und -platten) der zurückliegenden Monate.
In der ersten Ausgabe dieses Jahres standen Projekte und Bauwerke im Mittelpunkt, deren Fassaden sich durch die charakteristischen Merkmale von Betonfertigteilen auszeichnen [1]. Im aktuellen Magazin verschiebt sich der Fokus von der Gebäudehülle zu verschiedenen Lösungen für Betonwaren z. B. für Straßenbeläge im öffentlichen Raum. Betonfertigteile waren in den letzten Jahrzehnten zweifellos das vorherrschende Baumaterial für die Gestaltung öffentlicher Räume und es ist zu erwarten, dass ihnen eine noch vielversprechendere Zukunft bevorsteht, wenn sich die Digitalisierung und die unvermeidliche Dekarbonisierung der Bauprozesse [2] auf dem Markt durchsetzen.
Die Tatsache, dass Betonfertigteile sowohl hinsichtlich ihrer Geometrie als auch in Bezug auf die Oberflächenbehandlung und die Einsatzmöglichkeiten außerordentlich vielseitig sind, bekräftigt diese Vorstellung noch. Doch nicht nur dieser Bereich der Betonwaren- und -fertigteilindustrie zeugt von den unbegrenzten Möglichkeiten, die zur Verfügung stehen. Jeder einzelne Hersteller erweitert die Vielfalt an Betonelementen. Oft werden seriell gefertigte Bauteile oder Fertigteile aus dem Katalog und spezielle, an das jeweilige Projekt angepasste Elemente gleichzeitig angeboten. Im Folgenden möchten wir Ihnen einige der herausragendsten Projekte vorstellen, die von Herstellern von Betonfertigteilen, die Mitglied im spanischen Betonverband ANDECE sind, in den letzten Monaten umgesetzt wurden [3].
1 Pflasterung und Sanierung des intermodalen Bahnhofs in Canfranc (Huesca) mit Betonplatten von PREFABRICADOS PUJOL
Der symbolträchtige Bahnhof von Canfranc am Rande der Pyrenäen im spanischen Aragón wurde 1928 eröffnet und entwickelte sich infolge dessen zum zweitgrößten Bahnhof Europas. Die angelegte Bahnlinie bildete das wichtigste Verbindungsglied zwischen Europa und Spanien, beschleunigte den Warenverkehr und die Kommunikation, bis 1970 die Brücke von L‘Estanguet einstürzte und der Verkehr auf der internationalen Strecke eingestellt werden musste. Aufgrund des Einsturzes wurden der Bahnhof und die zugehörigen Anlagen stillgelegt. Nach jahrelangen Forderungen nach einer Wiedereröffnung steht dem Bahnhof dank der Sanierung nun eine Zukunft voller Chancen bevor.
Im Hinblick auf eine Wiederaufnahme des internationalen Bahnverkehrs wurden im Jahr 2022 der neue Bahnhof und das Zugdepot in Betrieb genommen. Die spanische Behörde für die Verwaltung der Eisenbahninfrastruktur ADIF und die Regierung von Aragonien kamen überein, eine Fläche von 67.023 m2 für das Eisenbahnnetz und 131.906 m2 für städtebauliche Zwecke vorzubehalten und einen neuen Bahnhof zu errichten, der den Erfordernissen der heutigen Zeit gerecht wird.
Prefabricados Pujol stellte für die Gestaltung dieser beiden Räume mehr als 10.000 m2 kugelgestrahlte Betonplatten im Format 60 x 40 cm des Modells „Barcelona“ in Grau (8.000 m2) und Schwarz (2.000 m2) zur Verfügung. Das Modell „Barcelona 60“ gilt als langlebige, pflegeleichte Betonplatte mit geringer Durchlässigkeit und angemessener Rutschfestigkeit. Um das Absorptionsvermögen des Betons zu verringern und seine Frostbeständigkeit sowie Lebensdauer zu erhöhen, wurden dem Produkt Hydrophobierungsmittel beigemengt. Dank der Herstellung im Rüttelpressverfahren sind die Betonplatten des Modells „Barcelona 60“ äußerst widerstandsfähig und beständig. Die Betonplatte „Barcelona 60“ ist in verschiedenen zeitlosen Farbtönen erhältlich und kann sowohl für die Gestaltung einzigartiger Flächen in stark frequentierten Fußgängerzonen als auch für gelegentlich mit leichten Nutzfahrzeugen befahrene Flächen verwendet werden.
2 Projektspezifische Betonpflastersteine von CERÁMICA CAMPO in Portonovo (Pontevedra)
Ende 2022 führte das Concello de Sanxenxo in der Kleinstadt Portonovo (Pontevedra) Bauarbeiten zur Verschönerung der Umgebung des Kindergartens, der Grundschule, des lokalen Markts und des Espiñeiro-Parks durch. Neben einer Komplettsanierung der Straßen in der Umgebung wurden im Zuge des Projekts auch die Fußgängerzonen verbreitert. Ziel des Projekts war es, den bestehenden öffentlichen Raum benutzerfreundlicher zu gestalten und die Verkehrssicherheit sowie das Wohlbefinden der Einwohner zu steigern.
Im Rahmen des von 360Studio entworfenen Städtebauprojekts wurde mit dem für die Bedürfnisse des Projekts bestens geeigneten Betonpflaster von Cerámica Campo ein Fußgängerbereich geschaffen, der sich perfekt in die bestehenden Bauwerke und Grünflächen einfügt.
Im Zuge der Bauarbeiten wurden 3.500 m² vorgefertigte Betonplatten der Marke „Campo Suit“ im Großformat (100 x 35/15 x 10 cm, L x B x H) verlegt. Die originelle Trapezform wurde anhand des Designs der Autoren des Städtebauprojekts speziell für dieses Bauvorhaben entworfen. Die Betonplatten „Campo Suit“ zeichnen sich durch ihre hochwertige Oberflächenverarbeitung sowie ihre hohe Beständigkeit und Langlebigkeit aus und sind sowohl für den Fußgängerverkehr als auch für den Schwerlastverkehr geeignet. Dank der originellen Form und der Kombination von Pflastersteinen in vier Farben (weiß, hellgrau, naturgrau und schiefergrau) konnte in diesem stark frequentierten Gebiet der Kleinstadt Portonovo ein moderner, einladender Ort geschaffen werden.
3 2.000 m² gealterte Pflastersteine von CONORSA als Bodenbelag für die Bodega Condado de Haza im Weinbaugebiet Ribera del Duero in Burgos
In diesem von Naturlandschaften umgebenen Weingut mit Weinkeller, das im Herzen der Ribera del Duero und in der Nähe des Flusses Duero gelegen ist, können Besucher die Weine der Bodega Condado de Haza verkosten und das materielle und immaterielle Erbe der Weinkultur auf einprägsame Weise erleben.
Bei dem Projekt kamen gealterte Pflastersteine des Modells „Cuellar Coliseum“ von Conorsa mit einer Dicke von 8 cm in drei Formaten zum Einsatz. Abmessungen: 20 x 14 cm, 14 x 14 cm, 9 x 14 cm.
4 Versickerungsfähiger Belag aus Betonpflastersteinen von MONTALBAN Y RODRIGUEZ für das neue Ökoviertel des Stadtteils Molí d’Animeta in Quart de Poblet (Valencia)
Die städtebauliche Gestaltung des Stadtteils Molí d’Animeta, dessen versiegelte Flächen sich über insgesamt 14,4 Hektar erstrecken, stellt ein gutes Beispiel für die Anwendung von Strategien zur Schaffung nachhaltiger städtischer Entwässerungssysteme (SuDS) dar. Durch den Einsatz von versickerungsfähigen Pflastersteinen, Regengärten, Rückhalte- und Versickerungsbecken zur Steuerung der abfließenden Wassermengen konnte der Durchmesser der Pfosten unterhalb der Schnellstraße V-30 reduziert und eine annehmbare Wasserqualität vor der Einleitung des Wassers in das neue Flussbett des Turia gewährleistet werden.
Für die Zwecke des Vorhabens stellte das Unternehmen Montalban y Rodríguez 11.760 m² Betonpflastersteine des Modells „Holanda SUDS“ im Format 20 x 10 x 8 cm in Grau zur Verfügung. Ziel dieser Pflastersteine mit Versickerungswirkung über die Fugen ist die Schaffung von SuDS mit Abscheidern zum Filtern des Wassers. Außerdem eignen sich diese Pflastersteine perfekt für Flächen, auf denen der Abfluss des Wassers auf kontrollierte Weise erfolgen soll.
23 Millionen Euro des Gesamtbudgets von über 28 Millionen Euro sind für Erschließungsarbeiten vorgesehen und das Versickerungssystem gilt als Pionierprojekt in Spanien. Der Stadtentwicklungs- und Erschließungsplan (Programa de Actuación Integral, PAI) wurde auf Grundlage eines umweltverträglichen Ansatzes erstellt. Darüber hinaus wurden auf dem Verhalten der Natur beruhende Lösungen wie beispielsweise SuDS, recycelte Materialien, Energiesparsysteme oder SmartCity-Vorrichtungen zur Verwaltung städtischer Infrastrukturen und Dienstleistungen in den Plan integriert. Dazu zählt auch die automatische Anpassung der für die Bewässerung verwendeten Wassermengen entsprechend den klimatischen Verhältnissen.
5 SAS TRIA: Betonpflaster zum Begrünen von Stadtgebieten – zwei Anwendungsbeispiele in Sabadell (Barcelona)
Das Produkt SAS Tria wurde vom Unternehmen SAS Prefabricados de Hormigón SA in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro García-Durán & Equip entwickelt. Die Inspiration für den Betonpflasterstein SAS Tria bildete das Dreieck des polnischen Mathematikers Waclaw Sierpinski, bei dem die Schönheit der dreieckigen Form im Mittelpunkt steht. Das Sierpinski-Dreieck kann aus jedem beliebigen Dreieck gebildet werden. Es handelt sich um ein Fraktal, das heißt, eine geometrische Figur, deren gebrochene oder scheinbar unregelmäßige Grundstruktur auf unterschiedlicher Skala wiederholt wird.
Durch die Kombination der drei verfügbaren Modelle können sehr dekorative, zufällige oder im Vorfeld festgelegte Muster geschaffen werden, wobei sowohl eine horizontale als auch eine vertikale Verlegung möglich ist. Mit SAS Tria können durchgehende Flächen geschaffen, Lücken gelassen oder bestimmte Bereiche festgelegt werden, in denen sich das Grün des Gartens frei entfalten kann.
Bei Verwendung als Pflaster können die Lücken zwischen den verschiedenen Pflastersteinen begrünt werden, wodurch völlig individuelle und einzigartige Kombinationen entstehen. Dieses Spiel mit dem Erscheinungsbild eignet sich bestens, um etwas Grün an Orte zu bringen, an denen üblicherweise die Farbe Grau dominiert.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Sanierung der Calle Industria in Sabadell (Barcelona), wo je nach Nutzung und Verkehrsaufkommen unterschiedliche Modelle des SAS Tria zum Einsatz kamen. Das Modell „Tria 1“, das dank einer geringeren Anzahl an Löchern widerstandsfähiger ist, wurde in stark befahrenen Bereichen wie Einfahrten zu Parkplätzen und Lade- und Entladezonen verlegt. Die Pflastersteine des Modells „Tria 3“ hingegen, die 10 Löcher aufweisen, wurden auf Fahrrad-Stellplätzen sowie rund um Baumscheiben und Blumen- bzw. Staudenbeete verlegt, um das Gefühl einer grünen Oase zu verstärken. In diesen Bereichen wächst Rasen aus den Löchern in und zwischen den Steinen, wodurch ein grüner Teppich in einer ansonsten städtischen Landschaft entsteht. Dank dieser Kombination entsteht an Orten, an denen traditionellerweise ausschließlich Beton zum Einsatz kommt, ein ansprechendes Zusammenspiel aus begrünten und städtischen Elementen.
Architektin der Gemeindeverwaltung Sabadell: Rosa Torrà
Bauunternehmen: Artifex Infraestructuras de Bellaterra
Bei einem weiteren Projekt in Sabadell wurde der SAS Tria als Einfassung für die Wege im Parc de les Aigües verwendet. Auf diese Weise können das Regenwasser und das Wasser des parkeigenen Bewässerungssystems gezielt über die Wege abgeleitet und gefiltert werden. Dank der Löcher in den Pflastersteinen können sich zudem Gras und andere Pflanzen ansiedeln. Das Wasser wird in einem unterirdischen Schacht gesammelt.
Architektin der Gemeindeverwaltung Sabadell: Rosa Torrà
Bauunternehmen: Calaf Constructora
6 Neugestaltung des Parc de la Mar in Palma de Mallorca mit Pflastersteinen aus hochfestem Beton von PAVIMENTS LLOSETA
Das Unternehmen Paviments Lloseta stellte für die erste Phase der Neugestaltung des Parc de la Mar Pflastersteine aus hochfestem Beton für eine Fläche von 4.500 m2 zur Verfügung, die das ursprüngliche Aussehen des alten Belags aus Natursteinen imitieren. Um die korrekte Anordnung der Pflastersteine in den Abmessungen 40 x 60 x 9 cm und eine hohe Ausführungsqualität zu gewährleisten, wurden zwischen den Steinen 5 mm breite Abstandhalter angebracht. Die Verlegearbeiten wurden vom Unternehmen Melchor Mascaro S.A. ausgeführt.
7 Betonpflastersteine von PAVIMENTOS EL PECO für ein modernes Wohnhaus in Velada (Toledo)
Bei diesem Projekt kamen Betonpflastersteine des Modells „Orgaz“ von Pavimentos el Peco mit einer Größe von 24/16/12 x 16 x 7 cm in der Ausführung aschgrau schattiert mit photokatalytischem Effekt zum Einsatz (Pflastersteine der ökologischen Serie Ecopeco). Es handelt sich um modulare Häuser des Bauträgers Modulr House, die unter strikter Einhaltung der spanischen Bauordnung (Código Técnico de la Edificación, CTE) errichtet wurden.
8 Vollständige Neugestaltung der Sekundarschule „Práxades Mateo Sagasta“ in Logroño mit den Platten „Vacutile“ und „Balaston“ von MOSAICOS SOLANA
Mosaicos Solana stellte für dieses Vorhaben mehr als 9.000 m² Platten des Modells „Vacutile“ in polierter Ausführung (abschließende Politur vor Ort) zur Verfügung. Im Vorfeld wurden sechs verschiedene Referenzen sowie ein maßgeschneiderter Entwurf vorgelegt. Bei „Vacutile“ handelt es sich um eine zementgebundene Platte mit Marmorsplitt. Darüber hinaus kamen bei der Neugestaltung auf einer Fläche von 1.000 m² Platten des Modells „Balaston“ in den Abmessungen 240 x 40 cm in unterschiedlicher Ausführung zum Einsatz: Platten mit einer Dicke von 3 cm in gebrochenem Weiß und seidenmatter Ausführung für die Verkleidung vertikaler Flächen, Platten mit einer Dicke von 3 cm in Rot und glänzender Ausführung für etwa 600 Laufmeter Treppenstufen sowie einige spezielle geschwungene Treppenstufen mit 18 cm Dicke, und Platten mit einer Dicke von 3 cm in glänzendem Rot und seidenmattem gebrochenem Weiß für die Verkleidung der Bänke im Innenbereich. „Balaston“ ist eine großformatige Platte aus Kunstmarmor, die durch Zersägen von prismenförmigen Blöcken hergestellt wird.
Architekt: Miguel Fernández Rueda
Co-Architekt: Alejandro Vírseda Aizpn
Baufirma: Ute Sagasta (Dragados und QODA Construcciones)
9 Fazit
Mit den acht Projekten, die in diesem Artikel vorgestellt wurden, sollen die herausragenden Standards zur Schau gestellt werden, die bei der Planung und Ausführung von Belägen von Straßen, Wegen und Plätzen im Außenbereich sowie Bodenbelägen im Innenbereich mit Betonwaren mittlerweile erzielt werden. Vorgefertigte Beläge können dabei nicht nur in versickerungsfähiger Ausführung oder mit selbstreinigender Wirkung hergestellt werden; sie nehmen auch eine immer stärkere architektonische Funktion ein und werden gleichzeitig funktionalen Anforderungen wie z. B. an die Langlebigkeit gerecht. Dadurch entwickeln sie sich nach und nach zu einer idealen Lösung, um Dörfern und Städten in Spanien eine neue Hülle zu verleihen.
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gabe Architektonisch interessante Fassaden. Magazin „Cemento Hormigón“, Ausgabe 1015 https://cemento-hormigon.com/realizaciones/proyectos-y-obras-con-elementos-prefabricados-de-hormigon-iv-especial-fachadas-arquitectonicas/