THG-orientierte Ausschreibung – Siemens-Campus Erlangen CO2 als neue Währung in der Bauindustrie

Die Diskussion über Treibhausgase (THG) ist aus unserer deutschen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken und im Hinblick auf das Weltklima nicht zu ignorieren. Bekommen wir die Emissionen unserer modernen Gesellschaft nicht in den Griff, werden zukünftig nicht nur komplette Inselstaaten verschwinden, sondern auch ganze Landstriche aufgrund zu hoher Temperaturen nicht mehr bewohnbar sein. Zwar nur auf Platz 4, aber trotzdem mit knapp 9 %, hat die Bauindustrie einen signifikanten Anteil an den weltweiten CO2-Emissionen. Diese Erkenntnis führt bei immer mehr Unternehmen zu einem bewussteren Umgang mit dem Thema. Insbesondere der öffentliche Sektor sowie Unternehmen mit eigener Nachhaltigkeitsstrategie legen beim Bau ihrer Gebäude Wert auf die Berücksichtigung – und dabei konkret auf die Reduzierung – von CO2-Emissionen.

Aufgrund der beschriebenen Situation sowie aus eigener Überzeugung hat sich das Unternehmen Goldbeck vorgenommen, seinen eigenen Beitrag zum emissionsärmeren Bauen zu leisten. Der eine oder andere Goldbecker hat sogar die Vision eines „energiepositiven Gebäudes“.

Um die richtigen Stellhebel in Bewegung zu setzen, ist es hilfreich, sich vor Augen zu führen, welcher Anteil der CO2-Emissionen eines Gebäudes durch welchen Gebäudebestandteil hervorgerufen wird. Abb. 1 zeigt exemplarisch die Emissionsanteile eines Bürogebäudes. Die drei betonbasierten Gebäudebestandteile machen gut ein Drittel der CO2-Emissionen aus.

Bei genauerer Betrachtung dieser Bestandteile kann festgestellt werden, dass der Zement, konkreter noch der Klinker, der hauptsächliche CO2-Träger im Beton ist. Daher nähert sich die Firma Goldbeck dem Thema gemäß dem Prinzip „Reduce & Replace“ und konkret mit den folgenden fünf Schritten:

1. Konsequenter Einsatz von Betonfertigteilen (BFT), um das selbst beeinflussbare Bauvolumen zu erhöhen (Reduce);

2. Industrielle Vorfertigung von Systembauteilen, um Material zu reduzieren und Bauzeiten zu verkürzen (Reduce);

3. Einsatz innovativer Materialien bei der Herstellung von Betonfertigteilen (Reduce & Replace);

4. Industrialisierung von Technologien zur Zementreduktion (Reduce);

5. Lokale Produktion der Systembauteile, um Transportdistanzen und somit auch Emissionen zu reduzieren (Reduce).

Neben den messbaren Erfolgen bei der Emissionsreduktion verbucht Goldbeck bereits Verkaufserfolge, die auf die Früchte dieser konsequenten Strategie zurückzuführen sind. Zwischen 23 und 37 % CO2-reduzierte BFT sind heute der Standard im Bürobau bei Goldbeck.

Das Modul 8 des Siemens-Campus in Erlangen ist das erste Projekt, bei dem eine vertraglich bindende CO2-Obergrenze vereinbart wurde. Hier werden vier Bürogebäude und ein Parkhaus auf einer Baustellenfläche von 55.000 m² in EG40-Bauweise realisiert. Ein Leuchtturmprojekt im Hinblick auf emissionsarmes Bauen und eine Lernreise für Goldbeck.

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 03/2025

Einordnung zulässiger Grenzwerte für THG-Emissionen nach DAfStb bezogen auf gebaute Tragwerke

Bei der Errichtung und Entsorgung von Gebäuden und insbesondere deren Tragwerken entstehen enorme Mengen an Treibhausgasen. Als Tragwerksplaner*innen tragen wir somit maßgeblich zur THG-Bilanz des...

mehr
Ausgabe 01/2023 GOLDBECK

Nachhaltige Partnerschaft: Siemens und Goldbeck schließen Vertrag

Im Jahr 1965 eröffnete Siemens im Süden von Erlangen einen Forschungsstandort, auf dem seither tausende Innovationen des Unternehmens erprobt und zur Serienreife geführt wurden. Seit 2014 wandelt...

mehr
Ausgabe 03/2025

Klimaschonender Betonbau mit genormten Benchmarks – Die THG-Richtlinie des DAfStb

Das Bauwesen und insbesondere der Betonbau tragen aufgrund ihrer verwendeten Mengen und Treibhausgasemissionen, den sogenannten grauen Emissionen, wesentlich zum Klimawandel bei. Vor diesem...

mehr