Von der PGH des Dachdeckerhandwerks zur modernen Betonfertigteil-Produktionsstätte
Landschaftlich schön gelegen am Stettiner Haff, kann die Abwassertechnik Terrazzo und Fertigteil GmbH (ATF) im vorpommerschen Leopoldshagen auf eine langjährige Geschichte zurückblicken. Seit nunmehr gut 20 Jahren beliefert das Unternehmen Händler und Betriebe mit Abwasseranlagen und weiteren Betonerzeugnissen.
Landschaftlich schön gelegen am Stettiner Haff zwischen Ducherow und Ueckermünde, kann das Betonwerk im vorpommerschen Leopoldshagen auf eine langjährige Geschichte zurückblicken. Was im Jahr 1958 mit der Gründung einer „Produktionsgenossenschaft des Handwerks“ als Dachdeckerbetrieb mit angeschlossener Zimmerei in der damaligen DDR begann, entwickelte sich bis heute zu einem der größten Arbeitgeber der Region und ermöglicht auch vielen Zulieferbetrieben konstante Aufträge. Aktuell beschäftigt ATF 24 Mitarbeiter:innen und bildet im Betrieb aus. Mit den Jahren wurde das Terrazzohandwerk etabliert – es wurden überwiegend Platten, Winkelstufen und Fensterbänke produziert. Nach der Wende kamen Abwasserprodukte, Pflaster und Sonderfertigteile hinzu.
Seit nunmehr gut 20 Jahren beliefert das Unternehmen Händler und Betriebe mit Abwasseranlagen und weiteren Betonerzeugnissen. Die ATF GmbH Leopoldshagen ist ein wirtschaftlich eigenständiges Unternehmen, das sich erfolgreich auf den ständig im Wandel stehenden Absatzmärkten behauptet hat. Kundenfreundlichkeit, Anpassungsfähigkeit und hochwertige Betonerzeugnisse bilden die Basis für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit zahlreichen Kunden von der Ostseeinsel Rügen bis hin zum Berliner Raum. Dazu Riko Blumenthal, Vorstandsvorsitzender der Genossenschaft und ATF-Geschäftsführer in Personalunion: „Ein modernes und außergewöhnliches Unternehmen ist hier entstanden mit Fotovoltaik, Ferienvermietung und einer 2019 in Betrieb genommenen, ganz besonderen Schachtringfertigungsanlage.“ Auf Nachfrage der BFT-Redaktion bzgl. dieser Besonderheit weiter: „Um die ‚Tornado‘ von Prinzing-Pfeiffer überhaupt installieren zu können, musste zunächst ein dafür erforderlicher Fertigungskeller vorbereitet werden; in Anbetracht der Nähe zum Stettiner Haff und entsprechendem Grundwasserstand von 1,20 m eine beachtliche Herausforderung. Wir entschieden uns für einen Absenkkasten, um Spundwände und damit verbunden eine sehr aufwändige Entwässerung zu vermeiden. Nachdem zwei Pumpen und 6 m lange Lanzen 14 Tage lang im Einsatz waren, hatten wir es geschafft und der Absenkkasten konnte in die vorgesehene Grube eingehoben werden. Im Ergebnis können wir mit der neuen Anlage heute 120 statt früher 50 Schachtringe täglich fertigen – und dies mit nur einer einzigen Bedienperson.“
Investition in Wachstum und Beschäftigung
Hauptprodukte sind Tiefbauerzeugnisse aus Beton wie Schächte, Rechteckbehälter und Kläranlagen mit Zubehör, Sonderfertigteile, Sichtbetone und – wenn auch nur noch in geringem Maße – Betonwerkstein. Hinzu kommen Winkelstützen, Straßenplatten und Legosteine für das landwirtschaftliche Bauen sowie Blockstufen, Silowände, Stadtmöblierungselemente, Baumscheibensysteme, Wurzelbrücken in den Abmessungen (L x B x H) 300 x 50 x 20 cm und Sonderbetonbauteile für den Denkmalschutz wie beispielsweise Schlössertreppen.
Erst kürzlich wurde die Betriebsstätte zur Herstellung von Betonerzeugnissen durch die Errichtung einer kombinierten Fertigungsanlage „zur Herstellung von Schachtringen T1 und T2 sowie Ausgleichsringen T1 und T2“ erweitert. Dieses Projekt wurde kofinanziert von der Europäischen Union aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung mit Einbindung des Landesförderinstitutes Mecklenburg-Vorpommern und einem positiven Förderbescheid von ca. 30 %.
Besonders stolz ist man bei ATF auf die erst kürzlich erfolgreich gemeisterte Kapazitätserweiterung des Lagerplatzes für die Gesteinskörnungen in diesem Jahr auf nunmehr 3.000 Tonnen, da viele Rohstoffe aus relativ großer Entfernung bezogen werden müssen. „Wir sind bei weitem nicht fertig mit unseren Modernisierungsmaßnahmen“, so Riko Blumenthal. „Da der Betrieb wie eingangs erwähnt sehr alt und der Platz begrenzt ist, sind weitere Investitionen Im Bereich der Hallen, Heizung und Zuwegung angezeigt.
Beachtliche Referenzen
„Der größte Teil unserer Produkte ist natürlich Standardware wie z. B. Schachtringe in Durchmessern von 600 bis 2.500 mm, die von öffentlichen Auftraggebern, Betrieben und Händlern für Entwässerungsprojekte üblicher Weise geordert werden. Die Abwasserprodukte bilden somit unsere Basis, unterliegen jedoch hohem Materialeinsatz, Preisdruck und Personaleinsatz. Mit den Sonderelementen und damit verbundenen Vorzeigeprojekten wird der Gewinn erzielt, der notwendig ist, um Ersatzinvestitionen zu tätigen“, berichtet Produktionsleiter Karsten Matschall.
„Einer unserer spektakulärsten Großaufträge war zweifellos die Lieferung von ca. 7.000 Betonreitern mit jeweils 3 t Einzelgewicht für ‚Nord Stream 2‘, quasi als Auftriebssicherung für die eigentlichen Gaspipeline-Rohre auf dem Meeresboden der Ostsee im Trassenbereich Lubmin. So erfreulich dieser Großauftrag an sich für uns auch war, hatte er leider zum Nachteil, dass irgendwann kein Rundkorn mehr verfügbar war – das heißt, wir mussten auf teureren Splitt umstellen. In diesem Jahr haben wir jedoch wie bereits geschildert die Kapazitäten zur Lagerung eines kompletten Zuges (also ca. 2.700 t) erhöht und somit wieder Rundkorn zu günstigeren Beschaffungspreisen und besserer Versorgungssicherheit. Wir können allerdings auch in althergebrachter Handarbeit, gewissermaßen als Manufaktur, fertigen: beispielsweise produzieren wir seit zwei Jahren Klinkerschächte für einen Kunden als Mauerwerk. Solche oder ähnliche Anfragen bearbeiten wir immer wieder gern, setzen sie doch voraus, dass entsprechendes Personal mit handwerklichem Geschick vorhanden ist.“
Hilfreiche Verbandsarbeit
Weitere geplante Ausbau- bzw. Investitionsmaßnahmen betreffen auch nicht betonrelevante Bereiche, z. B. Häuser und Grundstücke zur Vermietung, um auch zukünftig die Unabhängigkeit des Unternehmens zu bewahren. Dabei hilft nicht zuletzt ein gutes Netzwerk: „Wir sind Mitglied im Güteschutzverein der Beton- und Fertigteilindustrie Norddeutschlands und pflegen sehr gute Geschäftskontakte zu unseren Prüfinstitutionen. Unter anderem fand ein Unternehmertreffen 2018 bei uns im Werk statt. Anschließend besichtigten wir das KKW Greifswald als Industriedenkmal und die Marineschule Parow bei Stralsund. Dies ist uns allen genauso in schöner Erinnerung geblieben wie das Wiedersehen Mitte Juli dieses Jahres beim Jungunternehmertreffen in Liebenau und Rehburg und auf der Mitgliederversammlung des VBF Nord in Barsinghausen nach der langen Corona bedingten Zwangspause“, so Riko Blumenthal abschließend.
Auf diesbezügliche Nachfrage der BFT-Redaktion bestätigte Dr.-Ing. Jens-Uwe Pott, Geschäftsführer des Verbandes Beton- und Fertigteilindustrie Nord e.V.: „Selbstverständlich ist die aktive Teilnahme an Veranstaltungen und die Kommunikation der Mitglieder zu branchenrelevanten Themen der unverzichtbare Kern jeder Verbandsarbeit. In Phasen, in denen die Branche und die Gesellschaft insgesamt vor besonderen Herausforderungen stehen, wird das auch vielen wieder bewusst, die den Verbänden in besseren Zeiten eher zurückhaltend gegenüberstanden. Da ist es wichtig und gut, dass aktive Mitglieder, wie Herr Blumenthal, unabhängig von der politischen und konjunkturellen Wetterlage die Basis für eine kontinuierliche Verbandsarbeit bilden.“
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