Leichtbeton-Monolith mit individuellen Oberflächen
Vor fast 100 Jahren errichtete die Neuapostolische Kirche in der Bad Cannstatter Dennerstraße ein Kirchengebäude. Da dieser mittlerweile weder den heutigen technischen Ansprüchen entsprach noch für die jetzige Anzahl der Gemeindemitglieder ausgelegt ist, wurde der Altbau 2012 abgerissen und machte Platz für ein neues, außergewöhnliches Kirchengebäude. Es besteht aus einem ovalen, rund acht Meter hohen Hauptbaukörper und einem seitlich anschließenden, niedrigen Flachdachbau. Für die Planung und Bauleitung war Jochen Uhlmann von der Stuttgarter Mühleisen + Partner Planungsgesellschaft mbH zuständig, die Projektleitung übernahm Architektin Katrin Klenk von der Abteilung Bau & Unterhalt der Kirchenverwaltung. Errichtet wurde das gesamte neue Kirchengebäude aus Liapor-Leichtbeton. Insgesamt kamen hier rund 750 m³ LC20/22 D1.4 zum Einsatz – sowohl für die 60 cm dicken Wände und 45 cm starken Decken der Kirchen-Ellipse als auch des Nebengebäudes. Geliefert wurde der Leichtbeton von der Stuttgarter Godel-Beton GmbH, die auch die Rezeptur erstellte. Für die Bauausführung war die Karl Köhler GmbH in Besigheim zuständig.
„Die Entscheidung für den Liapor-Leichtbeton fiel infolge des Wunsches, das Bauwerk monolithisch mit hoher Masse zu errichten, um einen besonderen Schallschutz zur nahen Bahnstrecke zu erhalten. Gleichzeitig ließ sich damit auch eine optimale Wärmedämmung realisieren, die mit einem U-Wert von 0,55 W/m²K auch komplett den Vorgaben der aktuellen Energieeinsparverordnung entspricht“, so Jochen Uhlmann. „Durch die monolithische Bauweise ließ sich außerdem ein mehrschichtiger Wandaufbau vermeiden, bei dem erfahrungsgemäß häufig Detail- und Anschlussprobleme auftreten. Mit dem Leichtbeton ließ sich dagegen das gesamte Bauwerk quasi aus einem Guss errichten.“ Das Gebäudeoval wurde innen und außen mit Kalkputz sandfarben verputzt, während das Nebengebäude umseitig Sichtbetonflächen aufweist. Und die wurden optisch ganz besonders realisiert. „Bei der Umsetzung der geforderten Sichtbeton-Qualität mittels eigens gefertigter Sonderschalungen galt es, die gewünschte Struktur eines LC12/13 mit dessen lunkerartiger Tuffstein-Struktur auf den tatsächlich verwendeten LC20/22 zu übertragen, der ja fast wie Normalbeton aussieht“, erklärt Tobias Rock von der Karl Köhler GmbH. „Anhand mehrerer geschosshoher und 60 cm dicker Musterwände haben wir mit Luftporenbildnern, Stabilisatoren und Variationen des Mörtelgehalts jedoch erreicht, dass der LC20/22 wie ein LC12/13 aussieht.“ Dank der speziellen, projektbezogen gefertigten Schalung sind die einzelnen Arbeitsfugen der Betoniertakte nahezu nicht sichtbar, und die gesamte Länge des Nebengebäudes weist keine Dehnfugen auf. Zudem wurden alle Schalstöße planeben ohne eingelegte Leisten ausgeführt. Das Ergebnis ist nach insgesamt rund zweieinhalb Jahren Bauzeit eine besondere Flächigkeit, die dem Gebäude eine besondere Natürlichkeit und Lebendigkeit vermittelt.
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