Gebogen, strukturiert und stützend
Großschönau ist eine sächsische Gemeinde im Landkreis Görlitz, die immer wieder mit Hochwasser zu kämpfen hat. Im Jahr 2013, als das Flüsschen Mandau über die Ufer trat, beschädigten die Wassermassen nicht nur Keller und Gärten, sondern zogen auch eine wichtige Stützmauer schwer in Mitleidenschaft. Zwar konnten Teile wieder instandgesetzt werden, jedoch waren einige Abschnitte so sehr zerstört, dass sie ersetzt werden mussten. Die neue Mauer sollte aus Stahlbeton (Beton C 30/37; Expositionsklassen: XC4, XD1, XF2, XA2) bestehen und auf Wunsch des Denkmalschutzes optisch an den Bestand angeglichen werden.
Natursteinoptik nachbilden
Das bedeutete, dass die neuen Stützwandabschnitte die Oberflächenstruktur einer ungleichmäßig gemauerten Natursteinwand haben sollten. Um dies zu erreichen, griff das ausführende Unternehmen auf die Strukturmatrizen der NOE-Schaltechnik zurück. Der Hersteller vertreibt sie unter dem Namen NOEplast und verfügt über ein umfangreiches Sortiment an Standarddesigns. So kann dem Beton beispielsweise die Struktur von Holzbrettern, Abrissbeton oder auch Putz verliehen werden. Bei der Stützwand in Großschönau entschieden sich die Verantwortlichen für das Motiv „Murus Romanus“. Diese Strukturmatrize ist ungefähr 4,1 cm dick und in der Standardausführung in der Abmessung 6,00 × 2,50 m erhältlich. Auch darüberhinausgehende Maße sind möglich. Die Matrizen werden dabei so miteinander verzahnt, dass kaum ein Stoß sichtbar ist.
Oberflächen strukturieren
Um den Beton mithilfe der NOEplast-Strukturmatrize zu gestalten, genügt es, diese im Fertigteilwerk mit einem entsprechenden Rahmen auf den Rütteltisch zu legen. Auf Ortbetonbaustellen, wie in Großschönau, muss sie auf die Schalung geklebt werden. Anschließend wird der Beton eingebracht und verdichtet. Sobald dieser ausreichend ausgehärtet ist, kann die Schalung samt Matrize entfernt werden, wodurch die gewünschte Struktur zum Vorschein kommt. Das Besondere an der NOEplast-Standardmatrize ist, dass sie auf der Rückseite ein Glasfasergewebe besitzt, was ihr gleichzeitig Stabilität verleiht und Maßänderungen aufgrund von Temperaturschwankungen minimiert. Zusätzlich kann die Matrize bis zu 100-mal verwendet werden, was den Quadratmeterpreis der Betonfläche pro Verwendung drastisch reduziert.
Keine Spannlöcher im Sichtbeton – NOE Combi 70
Auf der Baustelle in Großschönau wurden insgesamt nur 36 m² der Strukturmatrize Murus Romanus benötigt, die bis zu achtmal eingesetzt wurden. Das Unternehmen bietet seinen Kunden an, die Matrizen bereits im Werk auf eine Schalung oder eine Trägerplatte zu kleben, die dann auf die Schalung geschraubt werden kann. Diesen Service nutzte auch die Bau GmbH Franke in Großschönau, wobei die Matrize nicht auf einer normalen Wandschalung fixiert wurde, sondern auf der NOE Combi 70.
Dieses Schalsystem basiert auf einer verzinkten Gitterträgerabsteifung mit 70 cm Bauhöhe, ist hoch belastbar und wird je nach vorhandener Belastung in einem Abstand von 100 bis 150 cm montiert. Die Verspannung erfolgt lediglich nur 10 cm oberhalb des Fundamentes und in knapp 3 m Höhe, meist über der Wand. Das eigentliche Schalelement setzt sich aus einem Rost aus Schalungsschienen und vertikalen NOEtop-Randprofilen zusammen, auf die der 21 mm starke Grundbelag montiert ist. Da die Stützwand in Großschönau nicht einfach gerade sein, sondern dem Verlauf des Flusses folgen sollte, wurde der Bogenverlauf in eine polygonale Linie zerteilt und die Elemente der NOE Combi 70 dementsprechend montiert.
Das Besondere an dem System NOE Combi 70 ist, dass mit seiner Hilfe alle Sichtflächen bis zu einer Betonhöhe von 290 cm praktisch verspannungsfrei und ohne Stöße in der Ansichtsfläche gefertigt werden konnten. Zudem lassen sich die Elemente des Systems NOE Combi 70 bis zu einer Höhe von 450 beziehungsweise 600 cm aufstocken. Für den Bau unterteilten die Verantwortlichen die circa 84 m lange Wand in 14 Segmente. In einem Abstand von rund 6 m wurden elastische Raumfugen mit luftseitigen und erdseitigen Fugenbändern ausgebildet.
Service, Schalung,
Folgeauftrag
Ursprünglich sollte die Stützwand mit einer ganz gewöhnlichen Wandschalung gebaut werden, was aber den Nachteil gehabt hätte, dass wesentlich mehr Verspannungsstellen sichtbar gewesen und die gekrümmten Wandverläufe nicht so elegant geworden wären. Stattdessen schlugen die Techniker der NOE-Niederlassung in Cottbus in ihrem Angebot die verstellbare Variante mit der NOE Combi 70 vor, die letztlich auch umgesetzt wurde. Bereits kurze Zeit später erhielt der Schalungshersteller einen Folgeauftrag, ein Beweis für den gelungenen Projektabschluss.