Wände aus Grafikbeton
Neben dem statisch-konstruktiven Bereich hat der Einsatz des Baustoffes Beton als architektonisches Element in den letzten Jahren eine wahre Renaissance erfahren. Gründe hierfür sind neben den betontechnologischen und bewehrungstechnischen Weiterentwicklungen auch neue Herstellmethoden. Beim Vorhaben „I2“ – erdacht und ausgeführt im Zuge der Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn – wurde eine solche junge Herstellmethode genutzt und der architektonische Gestaltungsspielraum grafisch inszenierter Betonfassadenoberflächen ausgeschöpft. Den Rahmen dafür bot ein Gebäude der Stadtausstellung „Stadtquartier Neckarbogen“.
Auf den Grafikbetonfassadenplatten und -pflanztrögen findet sich über sechs Stockwerke umlaufend das grafische Muster sich im Wind neigender Grashalme wieder. Das Zusammenspiel der gestalteten Abzeichnung mit der Grasbepflanzung der Fassadentröge schafft ein beeindruckendes Gesamtbild mit reduziert klaren Linien.
Bei der Planung mussten der Grafikbetonoberfläche wegen neben den Elementflächen auch Schalendicke und Fugenbreiten berücksichtigt werden. Weit vor dem eigentlichen Produktionsstart der Fertigteilelemente wurden die entworfenen Druckmuster im Siebdruckverfahren auf großflächige Papierbahnen aufgebracht. Der Clou des Verfahrens: Beim Druckvorgang kommt keine übliche Tinte, sondern ein chemischer Beton-Abbundverzögerer zum Einsatz. Dieser verhindert während der späteren Betonage partiell die Ausbildung einer betontypischen Zementleimschicht. Die so behandelten Oberflächenbereiche können nach dem Ausschalen des Bauteils mittels Wasserhochdruck einfach ausgewaschen und so Betonmatrix und -körnung der Mischung freigelegt werden. Der Eindruck einer grafisch gestalteten Bauteiloberfläche resultiert aus dem Farb- und Strukturkontrast der schalungsglatten Zementleimschicht und der offengelegten Matrix. Das Ergebnis ist auch nach der Bundesgartenschau entlang der Theodor-Fischer-Straße zu sehen.